Eine ganze Reihe als Notnagel

von Redaktion

Ohne Pavard und Boateng kann sich Bayern-Abwehr nicht für Chelsea einspielen

München – 27 Tore hat der Sturm des SC Paderborn in dieser Saison bisher erzielt, das sind genauso viele wie Hertha BSC und Union Berlin, sogar mehr als Fortuna Düsseldorf (21) und Werder Bremen (25), allerdings nicht mal die Hälfte des FC Bayern (62). Viel interessanter aber: 43 Treffer sind dem FC Chelsea als Tabellenvierter der Premier League in der laufenden Saison gelungen, dazu elf in der Champions League-Gruppenphase. Und das ist ja der eigentliche Maßstab des FC Bayern in der kommenden Woche.

Am Freitag gastiert Paderborn, in der Allianz Arena treffen sich ein großer Favorit und ein kleiner Außenseiter. Und obwohl Spiele dieser Art ja gerne mal dazu genutzt werden, sich für schwerere Aufgaben einzuspielen, haben die Bayern notgedrungen ganz andere Pläne. Man tut dem Personal in der Defensive nicht unrecht, wenn man sagt: Hansi Flick ist zum Improvisieren gezwungen. Denn wenn ein Spieler wie Niklas Süle lange fehlt, Lucas Hernandez nach Verletzung Nachholbedarf hat und noch dazu in Benjamin Pavard und Jerome Boateng zwei vermeintliche Stammkräfte nach ihrer jeweils fünften Gelben Karte in Köln gesperrt sind, bleiben nicht mehr allzu vielen Optionen. Die wahrscheinlichste Variante sind ein Startelf-Debüt von Alvaro Odriozola sowie ein Startelf-Comeback von Hernandez. Der Franzose würde dann neben David Alaba im Zentrum verteidigen, auf links bleibt Alphonso Davies.

„Wir sind flexibel und variabel hinten. Und dafür trainiert man ja auch“, sagte Manuel Neuer nach dem 4:1 in Köln. Dem Kapitän war aber freilich nicht entgangen, dass die Leistung in der zweiten Halbzeit – also nach der Herausnahme von Boateng und der Einwechslung von Hernandez – nicht mehr ganz so solide und stabil war wie noch zuvor. Hernandez konnte die 45 Minuten Spielpraxis nicht nutzen, um sich Sicherheit zu erarbeiten. Im Gegenteil. Stellungsspiel und Antizipation waren mangelhaft, der Weltmeister scheint noch überfordert. „Nicht einfach“ sei es für den 24-Jährigen gewesen, sagte Neuer, zumal Hernandez auf der ungewohnten rechten Verteidiger-Position zum Einsatz kam. Neuer sah die Variante als „Test, ob man dieses Modell gegen Chelsea spielen kann.“ Tendenz: nein.

Flick ist vor den bisher wichtigsten Partien seiner Amtszeit in einer Situation, um die ihn kein Trainer der Welt beneidet. Neuer sagt zwar: „Ich hoffe, dass es kein Problem ist ohne Einspielen.“ Dass eine funktionierende Abwehrreihe aber im internationalen Vergleich wünschenswert bzw. sogar unabdingbar ist, lehrt die Erfahrung. Paderborn wird die Not-Bayern-Kette womöglich nicht in die Bredouille bringen – aber Chelsea? Da hätten sich Pavard – Boateng, Alaba – Davies wohl gerne noch ein bisschen eingespielt vor dem Ernstfall.  hlr

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