Am Tag, als der Fußball schwieg – Betroffenheit über geschmackloses Ultra-Plakat

von Redaktion

Trauerflore an den Trikots, nachdenkliche Mienen, Schweigen in den Stadien, danach auf vielen Plätzen gefolgt von entschlossenen „Nazis raus“-Rufen – der Fußball hat angemessen reagiert auf den rechtsterroristischen Akt von Hanau. Es ist Konsens in der Bundesliga: Man positioniert sich gegen Hass, Gewalt, Rassismus.

So war das auch in Mönchengladbach. Es gab aber noch eine weitere Aktion von den Rängen. Und nun wird diskutiert: Hat sie das Gedenken an die Opfer von Hanau konterkariert? Oder wird sie in einem falschen Kontext gesehen und überinterpretiert?

Gladbachs Gegner am Samstag war die TSG 1899 Hoffenheim. Der Club, den der Milliardär Dietmar Hopp nach oben gebracht hat. Anders als Rasenballsport Leipzig, das zweite große Investorenmodell, war Hoffenheim nie eine Marketingplattform, Hopp wollte nichts verkaufen, er wollte seiner Region Gutes tun. Trotzdem zieht er Kritik auf sich, und vor allem zwischen Dortmunder Anhängern und ihm geht es seit Jahren hin und her. Hopp ließ Schmähgesänge von der Lautsprecheranlage übertönen, stellte Anzeige gegen einzelne BVB-Fans, der DFB wiederum sperrte Dortmunder kollektiv für die nächsten beiden Partien der Borussia in Sinsheim aus.

Gegen eben diese Kollektivstrafen protestierten Ultras der anderen Borussia, der Mönchengladbacher. Mit dem zeitlichen Abstand einer Halbzeit zum Innehalten für Hanau. Dennoch: Viele empfanden die aggressive (Bild-)Sprache an genau diesem Tag als verstörend. Manager Max Eberl sprach von „50 Hornochsen“, die unangebrachte Plakate hochhalten würden. Die Ultras ernteten Pfiffe und „Raus“-Rufe. Schiedsrichter Felix Brych unterbrach die Partie in der 50. Minute so lange, bis das Bild mit Dietmar Hopp im Fadenkreuz entfernt worden war – wofür ihn DFB-Vizepräsident Rainer Koch lobte („Großer Dank und Respekt“). „Die Stadionordnungen müssen in den Kurven konsequent durchgesetzt werden“, schrieb Koch auf seiner Facebookseite. Hoffenheims Trainer Schreuder hatte gesagt: „Wenn das Plakat nicht verschwindet, gehen wir heim.“ gük/Fotos: Imago, dpa

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