München – Erst ein blaues Auge, dann ein blaues Wunder? Nach dem Zittersieg gegen Paderborn (3:2) tritt der FC Bayern heute Nachmittag die Reise zum FC Chelsea nach London an. Im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals müssen die Münchner an der Stamford Bridge dringend einen Gang hochschalten, sonst gibt’s gegen die Blues eine unliebsame Überraschung.
„Unsere Fehler werden auch in der Bundesliga knallhart bestraft“, sagte Joshua Kimmich. „Wenn wir nicht an unser Limit herankommen, bekommen wir gegen jeden Gegner Probleme –auch gegen den Tabellenletzten der Bundesliga.“ Die unausgesprochene Botschaft dieser Worte: So wird’s nichts gegen Chelsea. Vor allem in der Offensive muss das Team von Trainer Hansi Flick am Dienstag (21 Uhr, Sky) zulegen. Gegen Paderborn brauchte der FC Bayern satte 18 Torschüsse für die drei Treffer. Ein Grund dafür war der gebürtige Münchner im Kasten der Ostwestfalen: Leopold Zingerle (25).
Der Keeper, der von 2002 bis 2015 für den FC Bayern spielte, brachte seinen Ex-Club mit sechs Paraden an den Rand der Verzweiflung. Kimmich: „In den letzten Wochen hat uns ausgezeichnet, dass wir im Angriff sehr konsequent waren – das war dieses Mal nicht der Fall.“
Die lange fehlende Durchschlagskraft hatte auch damit zu tun, dass Startelfdebütant Alvaro Odriozola auf dem rechten Flügel und Philippe Coutinho auf der linken Offensivseite eine schwache Partie ablieferten. Von der Stammformation sind die beiden Leihgaben aus Spanien derzeit meilenweit entfernt. Das verpackte Bayern-Coach Flick in folgende Aussage: „Heute hat man gesehen, dass gerade über die Flügel das eine oder andere nicht so gut funktioniert hat. Als wir dann Gnabry und Coman auf den Außenbahnen hatten, war mehr Schwung und Gefahr da.“
Letztlich beschränkten sich die Münchner auf die nackten Fakten: drei Punkte, Tabellenführung behauptet. „Der Spirit ist da, wir sind in einer Erfolgsphase und haben seit Wochen kein Spiel mehr verloren“, meinte Thomas Müller. Manuel Neuer sagte: „Chelsea und alle anderen Mannschaften international haben Respekt vor uns. Sie haben gesehen, wie wir durch die Gruppe gekommen sind. Wir gehen selbstbewusst ins Spiel, wollen gewinnen.“
Keine unmögliche Aufgabe: Der FC Chelsea um Trainer Frank Lampard (41) hat nur sechs seiner 14 Liga-Heimspiele gewonnen, befindet sich mit einer stark verjüngten Mannschaft aktuell noch im Umbruch. Immerhin gelang die Generalprobe am Samstag gegen Jose Mourinhos Tottenham Hotspur. Olivier Giroud und Marcos Alonso schossen die Blues zu einem 2:1-Sieg, Nationalspieler Antonio Rüdiger unterlief ein Eigentor.
Chelsea belegt in der Premier League Rang vier, der noch für das Champions-League-Ticket reicht. Heuer soll die Reise in der Königsklasse allerdings im Achtelfinale enden, wenn es nach den Bayern geht. Mit dem Weiterkommen gegen die Engländer würden die Roten wohl auch endgültig die Dämonen des verlorenen „Finale dahoam“ aus dem Jahr 2012 verjagen.
Schon jetzt spielt das tragische Endspiel aus der Vergangenheit keine Rolle mehr in den Köpfen der Münchner Spieler. Thomas Müller meinte dazu: „Ich spiele das erste Mal an der Stamford Bridge. Man wird natürlich immer nach dem Finale dahoam gefragt, aber das Spiel jetzt hat damit gar nichts mehr zu tun.“ Ein blaues Wunder reicht dem FC Bayern.