Haben Sie Kommentare von Robert Lewandowski oder Serge Gnabry zu ihren Kunststücken in letzter Sekunde beim 3:2 gegen Paderborn gelesen? Ich auch nicht. Dabei hätte ich Sie gerne aufgeschnappt und aufgeschrieben. Ein frommer Wunsch. Seit geraumer Zeit spazieren die beiden prägenden Offensivakteure nach dem Spiel an den wartenden (Print)-Journalisten wortlos vorbei.
Frisch geduscht und manchmal mehr, manchmal weniger gut gelaunt, stellen sich andere Bayern-Spieler so gut wie immer vor die aufnahmebereiten Smartphones der schreibenden Zunft: Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Thomas Müller. Der Keeper allein wegen seiner Funktion als Kapitän. Kimmich demonstriert dadurch seinen internen wie externen Führungsanspruch. Und Thomas Müller redet sowieso den ganzen Tag, da fallen diese drei Minuten vor dem Heimweg auch nicht mehr ins Gewicht.
Würden die Auftritte allerdings an die sportlichen Leistung geknüpft, müsste sich das Trio Neuer-Kimmich-Müller hinter den Paderborn-Bezwingern anstellen. Das Spiel gegen das Tabellenschlusslicht zeigte – mal wieder: Sportliche Weltklasse im Bayern-Kader symbolisieren in dieser Saison nur Gnabry und Lewandowski. Sie sind die von jedem großen Club so heiß umworbene „Unterschieds-Spieler“. Mit ihrem Können stechen sie auf dem Rasen heraus. Gnabry mit seiner Geschwindigkeit (vor allem mit Ball) und der inzwischen dazu gekommenen Übersicht im Strafraum. Lewandowski mit seiner außergewöhnlich Technik bei Ballannahmen und der Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor.
Bei Spielen gegen Mannschaft der Kragenweite Paderborn reichen zwei Weltklasse-Kicker mit gelegentlichen Geistesblitzen, um am Ende als Sieger vor Fans und Journalisten zu bilanzieren. Gegen Chelsea & Co. muss der Rest des Teams aber schnellstens am Niveau von Gnabry und Lewandowski kratzen.
Sonst müssen Neuer, Kimmich und Müller schon sehr bald Niederlagen erklären. Während Gnabry und Lewandowski im Hintergrund schweigend verschwinden.
Daniel.Mueksch@ovb.net