Die NHL-Notfallregel – bei uns undenkbar

von Redaktion

Was hinter der fantastischen Geschichte um den Eismeister, der als Torwart einspringt, steckt

München – Das ist natürlich eine fantastische Geschichte, die am Wochenende aus der NHL ihren Weg in die Welt gefunden hat. Ein Mann namens Dave Ayres kommt zu einem Einsatz als Profi-Torwart – obwohl er bei den Spielen einen ganz anderen Job hat: Er fährt die Bambini, mit denen das Eis aufgefrischt wird.

Bemerkenswert ist das schon deshalb: Dave Ayres ist 42, und wenn er jemals eine ernsthafte Eishockeykarriere verfolgte, hatte sie sich vor 15 Jahren erledigt. Ihm wurde eine Niere transplantiert. Auch der Krebs hat ihn schon zweimal heimgesucht.

Zweitens ist bemerkenswert: die „emergency rule“ in der NHL. Für den unwahrscheinlichen Notfall, dass bei einer Mannschaft beide Torhüter sich im Lauf eines Spiels verletzen, muss ein Keeper bereitstehen, der einspringen kann. Zu stellen hat ihn der gastgebende Club. Das waren in diesem Fall die Toronto Maple Leafs. In der Organisation gibt es noch weitere Goalies, sie dienen im Farmteam, den Toronto Marlies – das 550 km entfernt in Laval antrat. Eismeister Ayres ist immer greifbar.

Kuriosum Nummer drei: Ayres wurde nicht von den ihm nahe stehenden Maple Leafs gebraucht, sondern vom Gast, den Carolina Hurricanes. Im zweiten Drittel wurde er angefordert, Carolina führte 6:1. Zwei der ersten drei Schüsse waren drin, die nächsten sieben wehrte der Zamboni-Fahrer ab.

In der europäischen Sportkultur undenkbar, dass einer gegen sein Team antreten muss – in Nordamerika kann man jedoch zum Helden werden. North Carolina denkt über eine Ehrenbürgerschaft für den Mann aus Toronto nach. Sein Team für eine Nacht feierte ihn, zudem stehen Ayres („Ich hatte die Zeit meines Lebens da draußen“) 500 Dollar Prämie und sein Trikot zu.

Um die Geschichte einzuordnen: Dave Ayres hat Eishockey-Erfahrung. Nicht nur, dass er ab und zu bei den Maple Leafs mittrainiert – die Website eliteprospects listet in der Saison 2014/15 acht Einsätze für die Norwood Vipers in der Liga ACH (Allan Cup Hockey) auf – allerdings mit einem Gegentorschnitt von 8,88 und einer Fangquote von 77,7 Prozent. Auf der Bank saß Ayres zudem bei Toronto Marlies und Charlotte Checkers, Farmteams in der AHL. Seine Carolina-Werte (4,44 Gegentore, 80 Prozent der Schüsse gehalten) schmücken ihn. GÜNTER KLEIN

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