Göttin Doro und Königin Marte

von Redaktion

Die Tops und Flops der Biathlon-WM in Antholz – Röiseland mit sieben Medaillen

TOPS

Deutsche Frauenpower: Vor der WM waren Denise Herrmann als einziger deutscher Biathletin ernsthafte Chancen auf Edelmetall eingeräumt worden. Tatsächlich waren dann schon vor der erfolgreichen Staffel sowohl Herrmann als auch Franziska Preuß und Vanessa Hinz mit Silber behangen. Die geschlossene Mannschaftsleistung beeindruckte, Platz zwei in der Staffel war nur ein weiterer verdienter Lohn.

Der strahlende Ersatzmann: Die Saison war für Erik Lesser eine einzige Qual: Schlüsselbeinbruch im Sommer, Trainingsrückstand, Formschwäche, Strafversetzung in den zweitklassigen IBU-Cup, WM-Norm nicht erfüllt. Trotzdem wurde der zweimalige Weltmeister als Reservist für Antholz nominiert, erhielt im Single Mixed seine Chance – und nutzte die mit Silber grandios. Als Belohnung gab’s sogar den Einsatz in der Staffel, Bronze war für Lesser die passende Dekoration seiner Auferstehung.

Die goldene Doro: „Oro“, das italienische Wort für Gold, steckt schon in ihrem Namen – und Dorothea Wierer machte ihm alle Ehre. In Niederrasen im Antholzer Tal aufgewachsen, war Wierer als Gesicht der WM auserkoren. Und der Liebling der Südtiroler hielt den Erwartungen stand, Wierer holte Gold in Verfolgung und Einzel sowie zweimal Silber (Mixed-Staffel und Massenstart) und verhalf dem Biathlon in Italien zu ungeahnter Aufmerksamkeit. Die Zeitung „Tuttosport“ machte Wierer gar zur „Doro-Dea“ – Göttin Doro.

Königin Marte: Von der Göttin der WM zur Königin: Marte Olsbu Röiseland. Beinahe hätte Laura Dahlmeier noch um ihren Rekord vom Wintermärchen 2017 (fünfmal Gold, einmal Silber) als erfolgreichste Biathletin bei einer einzelnen WM-Ausgabe zittern müssen – Röiseland kam ihr mit fünf Siegen und zweimal Bronze jedenfalls ganz schön nahe. Siebenmal ging die Norwegerin an den Start, siebenmal hüpfte sie aufs Podest – das gab’s noch nie. Dabei hatten eigentlich alle ihrer Landsfrau Tiril Eckhoff eine solche Dominanz zugetraut.

Das Biathlon-Paradies: Nahezu durchgehend strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und ein wahres Postkartenpanorama mit verschneiten Berggipfeln ringsum: Antholz hat seinem Ruf als Biathlon-Paradies alle Ehre gemacht. Dazu machten die Gastfreundschaft der Einheimischen, die elektrisierende Stimmung an der Strecke und die Top-Organisation die 3000-Seelen-Gemeinde zum glänzenden WM-Gastgeber.

FLOPS

Doping: Von diesem leidigen Thema wurde leider auch die Biathlon-WM nicht verschont. Zwar gab es (noch) keinen Dopingfall, doch die Razzia beim russischen Ex-Doper Alexander Loginow drückte bei seinen argwöhnischen Kollegen auf die Stimmung – genauso, wie es schon dessen überraschender WM-Titel im Sprint getan hatte.

Wackeliger Doll: Große Hoffnungen ruhten auf Benedikt Doll, schließlich hatte er in diesem Winter als Einziger aus dem deutschen Männerteam ein Weltcup-Rennen gewonnen. Von der guten Form war in Antholz aber nichts mehr zu sehen. Kein einziges Top-10-Resultat gelang dem Ex-Weltmeister, dazu wackelte er am Schießstand bedenklich und wurde zur Personifizierung der teilweise eklatanten Schießschwäche der deutschen Männer in den Einzelrennen. Alleine im Einzel ballerte er sieben seiner 20 Schüsse daneben, und als trauriger Tiefpunkt schoss er die Staffel mit seiner Strafrunde um die Chance auf Gold. Immerhin reichte es noch für Bronze.

Taumelnde Tiril: Mit der starken Empfehlung von sechs Saisonsiegen reiste Tiril Eckhoff nach Südtirol, es sollte ihre Weltmeisterschaft werden. Doch die Norwegerin präsentierte sich in Antholz stellenweise völlig von der Rolle. Im Sprint schaffte sie es als 59. nur haarscharf überhaupt in den Verfolger, Rang sieben im Massenstart war ihr einziges Top-10-Ergebnis. Immerhin lief es in der Mixed-Staffel und im Frauen-Quartett (trotz einer Strafrunde Eckhoffs) erfolgreicher – und so fährt die 29-Jährige – trotz schwacher Form – mit zwei Goldmedaillen im Gepäck nach Hause.  sid

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