München – Es gibt Fragen, mit denen sich die Basketballer des FC Bayern schwer tun in diesen Tagen. Zum Beispiel mit der, was diese Euroleague-Saison noch mit sich bringen kann. Die hohen Ziele des Saisonstarts? „Der Zug ist vielleicht abgefahren“, sagte Nationalspieler Maodo Lo zuletzt nach der 63:88-Abfuhr gegen Anadolu Istanbul.
Viel mehr als ein bisschen Prestige kann man nicht mehr gewinnen. Seit nunmehr sieben Spieltagen ist der Bundesliga-Tabellenführer in Europa Letzter. Wenigstens die rote Laterne wieder loszuwerden, das wäre schon ein Anfang. Dazu allerdings müsste das Team von Trainer Oliver Kostic wohl gerade heute schaffen, was in 25 Runden nicht gelungen war: Man muss außerhalb von Deutschland gewinnen. Um 18.00 Uhr treten die Bayern heute bei Zenit St. Petersburg an. Und damit beim einzigen Team, das derzeit noch in Reichweite liegt. Mit dem sehnsüchtig erwarteten Erfolgserlebnis, das man allerdings ohne die verletzten Nihad Djedovic und Petteri Koponen einspielen muss, hätte man die Russen auch dank des direkten Vergleichs wohl vorentscheidend distanziert. Und man hätte wieder Anschluss an die Konkurrenz aus Baskonia oder Berlin, die man in den verbleibenden Wochen in Europa auch noch treffen wird.
Doch unter dem Strich ist der Rest dieser Euroleague-Saison, in der man dank einer Wild Card immerhin nicht um den Verbleib auf höchster Ebene bangen muss, eher ein Vorprogramm für die Playoffs der Bundesliga. Schon Bayerns Ex-Coach Svetislav Pesic hatte einst immer wieder den erzieherischen Wert der Auftritte in der Königsklasse angepriesen. Selten werden Fehler so konsequent bestraft wie in der zweitbesten Liga der Welt. „Nirgends lernst du so viel wie dort“, sagte der heutige Barcelona-Coach.
Vor allem als Mannschaft würden die Bayern gerne besser zusammenfinden als im bisherigen Saisonverlauf, „auf einem neuen Niveau“, wie Maodo Lo einforderte. Genau in diesem Punkt hat der schärfste nationale Rivale Alba Berlin bislang Vorteile. Die Hauptstädter, die sich heute als nächstes am Tabellenführer Aanadolu Istanbul versuchen dürfen, funktionieren als Team bislang besser und sind mit immerhin neun Saisonsiegen zumindest theoretisch noch im Playoff-Rennen.
Anders als der FC Bayern, so hart sind die Gesetze der Euroleague, könnte sich Alba allerdings auch nur mit einem Platz in den Top-8 die Zugehörigkeit für eine weitere Saison sichern. Denn anders als bisher hätte Berlin auch als Deutscher Meister den Platz in der Königsklasse nicht mehr sicher. rp