München – Am Tag danach wurde sogar Hannes Kronthaler fast ein bisschen schwärmerisch. Das CEV-Pokal-Viertelfinale seiner Alpenvolleys gegen Zenit St. Petersburg war zu einem echten Volleyballspektakel geworden. Dem am Ende nur ein Sieg als Krönung fehlte. 2:3 (20:25, 22:25, 25:23, 25:23, 11:15) mussten sich die Grenzgänger aus Innsbruck und Unterhaching der russischen Millionentruppe um Nationalspieler Georg Grozer geschlagen geben. Natürlich sind die, im Vorfeld ohnehin denkbar gering eingeschätzten Aussichten aufs Weiterkommen vor dem Rückspiel am Dienstag auf ein Minimum geschrumpft. Für Kronthaler, der die Reise nach Russland gar nicht erst mit antreten wird, ist das nicht mehr als Nebensache. „Das war einfach super, die Halle war bummvoll, eine super Stimmung“, sagte der Alpenvolleys-Macher.
Das klingt zumindest nach Rückenwind für die Entscheidung in der Bundesliga. Bereits am Samstag (18.00 Uhr) bekommen es Kronthalers Profis in Innsbruck mit den United Volleys Frankfurt zu tun. Ein Spiel, in dem man praktischerweise auch wieder auf den angeschlagenen brasilianischen Starangreifer Paulo da Silva zurückgreifen kann. Ein Sieg wäre bei dann nur noch drei ausstehenden Partien wohl die halbe Miete im Rennen um Platz zwei – womit man den alles beherrschenden Titelverteidiger aus Berlin frühestens im Finale zu sehen bekäme.
Aber nicht nur das. Man kann das Europapokal-Spektakel vor 1512 Zuschauern in der restlos vollgepackten Unterhachinger Arena, wie so ziemlich alle Gastspiele der letzten Wochen am Co-Standort, auch als Botschaft werten. Jawohl, Spitzen-Volleyball wird auch vor den Toren Münchens angenommen. Bittere Ironie, dass über dem ehrgeizigen Unternehmen noch immer dunkle Wolken schweben. Das Highlight gegen Zenit St. Petersburg könnte schon wieder das für längere Zeit letzte in Unterhaching sein.
Bis zum 15. April müssten die Alpenvolleys die Lizenzunterlagen für die kommende Saison einreichen. Doch nach Lage der Dinge wird man es nur tun, wenn Unterhaching nicht nur in Sachen Resonanz, sondern auch wirtschaftlich zum Erfolgsmodell wird. Denn auch im dritten Jahr des Bestehens ist es so, dass das Budget der Alpenvolleys – rund 1,5 Millionen Euro – abgesehen von den Zuschauereinnahmen ausnahmslos von österreichischen Sponsoren aus Kronthalers Netzwerk getragen wird. Das muss sich ändern, „mit einer halben Million kämen wir der Sache schon nahe“, sagte der Alpenvolleys-Macher, „aber da bin ich von meinen deutschen Partnern abhängig.“
Immerhin: Die noch zu Jahresbeginn herrschende Skepsis ist vorsichtiger Zuversicht gewichen. Gespräche laufen, die Volleyball-Party gegen St. Petersburg dürfte keine schlechte Argumentationshilfe sein. Wobei den Alpenvolleys im Falle des Finaleinzugs in der Bundesliga ja sogar die höchste Bühne Champions League winkt. Eine Herausforderung, die Hannes Kronthaler gerne in Angriff nehmen würde. „Wenn man sich qualifiziert, muss man es auch machen“, sagte er.
Dass man dann weder in Innsbruck (weil Ausland) noch in der Hachinger Arena (zu klein) spielen dürfte, würde den umtriebigen Projektleiter nicht bremsen. Kronthaler wird genau hinschauen, wenn der Münchner Rivale Herrsching demnächst tatsächlich ein Playoff-Spiel im Audi Dome austragen wird. „Dann werden wir sehen, wie es dort funktioniert“, sagte er. Noch so ein Argument, warum der Verein die deutschen Gelder dringend braucht. Für die Champions League müsste man das Budget wohl zumindest auf zwei Millionen Euro aufstocken. Zum Vergleich: Meister Berlin kann derzeit mit 2,3 Millionen kalkulieren.
Der Plan B klingt da vergleichsweise wenig verheißungsvoll. Verlaufen die Verhandlungen in Deutschland ergebnislos, dann ist Profi-Volleyball an beiden Standorten mal wieder bewegte Geschichte. In Innsbruck würde der Verein mit Mini-Budget in Österreichs zweiter Liga weitermachen. In Unterhaching würde es nicht viel anders aussehen. Die zweite Mannschaft des Vereins schwimmt derzeit als Tabellensechster im Niemandsland der zweiten Liga.