Sind Geisterspiele die Lösung?

von Redaktion

Wie die Ausbreitung des Coronavirus den Sportverkehr beeinträchtigt

VON GÜNTER KLEIN

München – Badminton ist eine von asiatischen Nationen dominierte Sportart. Schon deshalb hat man sich beim Deutschen Badminton Verband bereits vor Wochen mit dem nahenden großen Thema Coronavirus befasst. Sportdirektor Martin Kranitz erzählte unserer Zeitung, dass eines der größeren Turniere in China gerade abgesagt worden war „und die chinesische Nationalmannschaft nach einer Trainingsmöglichkeit in Deutschland sucht“.

Jetzt ist das Thema noch präsenter: Das wichtigste Badminton-Turnier in Deutschland, die German Open, die kommende Woche in Mülheim an der Ruhr, einem von zwei Stützpunkten des Sports hierzulande, stattfinden sollten, wurde abgesagt – und zwar von der Stadt. „Nach ärztlicher Beratung und einem Abwägungsprozess haben wir die Veranstaltung zum vorgesehenen Zeitraum abgesagt“, ließ Marc Buchholz, Sport- und Gesundheitsdezernent Marc Buchholz wissen. Zumindest werden die German Open, an der auch der für den Münchner Club TSV Neuhausen-Nymphenburg spielende Misha Zilberman (Israel) teilgenommen hätte, verschoben. Das internationale Turnier ist wichtig für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen dieses Jahr. 250 Teilnehmer hatten gemeldet (viele aus Südkorea, Japan, Singapur), mit 7000 Zuschauern rechneten die Veranstalter.

Der Virus hat die Welt des Sports erreicht. Der Deutsche Olympische Sport-Bund (DOSB) warnt Athleten vor Trainingslager- und Wettkampfreisen nach China, Südkorea und Italien (Kategorie „besonders besorgniserregend“), Japan, Singapur, Iran. Aufgrund der unabsehbaren Entwicklungen sei, so der deutsche Olympia-Arzt Dr. Bernd Wolfarth, mit „erheblichen Einschränkungen der persönlichen Freiheit und damit auch der Trainingsmöglichkeiten“ zu rechnen. Umgekehrt vermeiden asiatische Teams die Reise in bisher nicht vom neuen Virus heimgesuchte Regionen. Chinas Basketball-U 18-Nationalteam sagte eine Turnierteilnahme im April in Mannheim ab.

Der Eisschnelllauf muss im März auf die Shorttrack-WM im südkoreanischen Seoul verzichten, Dublin sagte das Rugby-Six-Nations-Match Irland – Italien ab. In Norditalien ist es in den vergangenen Tagen zu auffallend vielen Ansteckungen gekommen, registriert sind 350 Fälle.

Das Champions-League-Spiel Neapel – Barcelona konnte am Mittwoch stattfinden, doch am Wochenende davor waren die Serie-A-Partien in Verona, Mailand, Turin und Bergamo ausgefallen. Aus unteren Ligen in Italien hört man, dass bereits erste Geisterspiele ausgetragen werden: Die Öffentlichkeit wird ausgeschlossen. Normal ein Strafmittel der Sportgerichtsbarkeit nach Ausschreitungen – nun aber die nahe liegende Option, um den Spielbetrieb im eng getakteten Kalender aufrecht zu erhalten, Menschenaufläufe aber zu vermeiden. Nicht ausgeschlossen, dass am kommenden Spieltag in Italien vor leeren Rängen gekickt wird. Inter Mailand – Rasgrad/Bulgarien in der Europa League heute findet ohne Fans statt.

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