Es ist ja nicht so, als wäre das alles noch nie da gewesen. Man erinnert sich bestens an 2015, als Robert Lewandowski im Halbfinale der Champions League gegen den FC Barcelona mit Maske auflief. Oder zwei Jahre später, im Viertelfinale, als er nach eigenen Angaben aufgrund einer Schulterverletzung gegen Real Madrid „mit 60 Prozent“ gespielt hat. Heuer hofft man, dass der Pole trotz Schienbeinanbruchs in der heißen Saisonphase bei vollen Kräften ist. Aber das ändert nichts am Grundproblem, das die Bayern an vorderster Front begleitet.
Seit Jahren sind die Verantwortlichen in der Causa Lewandowski in der Zwickmühle. Kauft man einen zweiten Top-Mann – wie Timo Werner oder Erling Haaland –, bereitet man die Bühne für einen unnötigen Hahnenkampf im eigenen Haus. Verzichtet man aber darauf und behilft sich mit genügsamen Ersatzmännern wie Claudio Pizarro, Sandro Wagner oder auch Ivan Perisic, ist ein Ausfall des Top-Stürmers vor allem in der heißen Saisonphase eine Katastrophe – und stets von Hysterie begleitet.
Ja, Lewandowski mag ein Vollprofi sein, aber auch Vollprofis werden a) älter und können sich b) verletzen. Die Bayern sollten daher auch auf dieser Position im Sommer weitsichtig planen. Selbst Manuel Neuer haben sie in Alexander Nübel ja einen Widersacher vor die Nase gesetzt. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. HANNA RAIF