Tausende können mehr als Klinsmann

von Redaktion

Trainer gehen meist geräuschlos. Das gehört sich so. Man stört nicht die Arbeit des Kollegen, der einem nachfolgt. Jürgen Klinsmann ist dieser Anstand fremd. Er bürdet Hertha BSC einen im deutschen Fußball einmaligen Rosenkrieg auf. Er belastet mit seiner Ego-Show auch die, die er geholt hat: Alexander Nouri und seinen Spezi Arne Friedrich.

Jürgen Klinsmann hat unbestreitbar seine Verdienste um den Fußball. Er war ein mitreißender Spieler und von 2004 bis 06 der Bundestrainer, den Deutschland brauchte. Vom Image des frohgemuten und innovativen Anpackers lebt er noch immer.

Doch heute sieht man klarer. Klinsmanns Delegieren von Aufgaben an einen Mitarbeiterapparat ist nicht Merkmal moderner Führung, sondern Resultat mangelnder eigener Kompetenzen. Seine Beurteilung des Hertha-Kaders in den publik gewordenen Protokollen lässt tief blicken: Dumpfe Stammtisch-Rhetorik ohne fachlichen Anspruch, wahrscheinlich bekäme sie auch ein durchschnittlicher Sky-Abonnent nicht schlechter hin. Tausende von Trainern im deutschen Fußballbetrieb haben mehr Fachwissen als Klinsmann.

Nicht minder erschreckend sind die Beurteilungen von Spielern unter dem „Mehrwert“-Aspekt. Anbiederung im Investorensprech. Klinsmann, der geerdete Bäckersohn, der sich einst als reflektierender Profi abseits des Glamour inszenierte (vielleicht war er es tatsächlich mal), hat offenbar das „Follow the money“ zum Leitsatz seines Wirkens erhoben. Wo taucht er demnächst auf? Katar 2022 (da hat er sich schon herangelobt)? Oder KFC Uerdingen? Würde passen – für drei, vier Wochen. Blumige Worte, ernüchternde Taten, dann die Abrechnung.

Klinsmann hat sich unmöglich gemacht. Man will ihn nicht mehr sehen. Grüße an RTL. GÜNTER KLEIN

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