Hat Klinsmann Kraft heiß gemacht?

von Redaktion

Schalke 04

Erst flutschte ihm der Ball durch die Hände, dann noch durch die Beine. Das 0:3, das Alexander Nübel kassierte, ließ ihn, den Torhüter von Schalke 04, in Köln wieder ziemlich tollpatschig aussehen. Dass die gegnerischen Fans, die Kölner, diese Steilvorlage aufnahmen und Nübel beim nächsten Ballkontakt mit höhnischem Applaus zudröhnten, gehört zu den Riten im Stadion. Doch dass auch der Schalker Anhang mitmachte, das wächst sich zum Problem für Verein und Mannschaft aus. Alexander Nübel wird bekanntlich nächste Saison zum FC Bayern wechseln, er hat das frühzeitig bekannt gegeben – doch seitdem ist er unten durch bei seinen Schalkern. Freilich: Die Leistung stimmt schon länger nicht mehr. So kommt vieles zusammen und summiert sich zu einer gegen den Torwart gerichteten Stimmungslage: „Nübel raus“, schrien aufgebrachte Schalker nach der 0:3-Niederlage beim 1. FC Köln.

Jetzt wird es natürlich spannend: Was passiert am Dienstagabend, wenn Schalke 04 im DFB-Pokal-Viertelfinale auf den FC Bayern trifft, Nübels künftigen Verein? Wenn ihm in dieser Partie ein Fehler unterläuft, wie würde der in der aufgeheizten Atmosphäre interpretiert? Denkbar also, dass Trainer David Wagner zumindest in dieser speziellen Begegnung den zweiten Mann, Markus Schubert, spielen lässt.

Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider wird angesichts der Nübel-Situation angst und bange. „Vor zehn Jahren hatten wir das Thema Robert Enke so groß – und wir übergießen einen 23-jährigen Jungen, der einen Fehler macht, mit dieser Art von Häme. Ich kann es nicht nachvollziehen.“

Mönchengladbach

Wer von Gladbachs Offensivpower schwärmt, nennt ja meistens die Namen der drei Stürmer, die man zusammengefasst als die neue Büffelherde (vorige Saison hatte Eintracht Frankfurt noch eine mit Rebic, Jovic und Haller) wahrnimmt: Marcus Thuram, Alassane Plea, Breel Embolo. Doch seit Kurzem trumpft einer auf, den man fast vergessen hatte: ein feingliedriger Stürmer, das Gegenteil von einem Büffel. Lars Stindl steuerte zwei Treffer zum 4:1-Erfolg der Borussia in Düsseldorf bei und war mit seiner List und seiner Technik der maßgebliche Spieler beim 3:2-Sieg in Augsburg – dem ersten überhaupt in der gemeinsamen neunjährigen Bundesligageschichte der beiden Vereine. Das erste Tor bereitete Stindl vor, das zweite und dritte erzielte er. Vor allem das 3:1 – ein Kunststück. „Ich drehe mich um die Achse und habe dann auch Glück“, sagt der 31-Jährige, den zuletzt schwere Verletzungen ausbremsten. Glück? Ach was. „Qualität“, meint Mitspieler Jonas Hofmann, „im Training schießt er laufend verrückte Tore. Von mir aus kann er diese Saison noch zehn solche im Spiel machen.“ Wohin Gladbachs Weg führt? Nächsten Samstag kommt Dortmund. Lars Stindl sagt: „Ich freue mich drauf.“

Hertha BSC

Der Mittwoch mit der Veröffentlichung seiner Niederschriften über die Zeit bei Hertha BSC und im Nachgang der Donnerstag gehörten von der Nachrichtenlage Jürgen Klinsmann. Doch schnell ist der Berliner Ex-Trainer aus den Schlagzeilen verschwunden. Coronavirus (Freitag) und Dietmar Hopp (seit Samstag) waren stärkere Themen. Und: Herthas Mannschaft löst sich aus der Post-Klinsi-Starre. Auf sieben Positionen verändert, erreichte sie ein 3:3 in Düsseldorf – nach 0:3. Stark: Thomas Kraft, der von Alexander Nouri zum ersten Torhüter befördert worden war, rüttelte das Team in der Halbzeit wach: „Wir mussten uns die Frage stellen, ob wir uns weiter abschlachten lassen“, sagte Kraft. Nouri lobte: „Thomas hat den Stein ins Rollen gebracht.“ Er war ja auch top motiviert – noch durch Klinsmann, der über ihn getextet hatte: „Ständig krank oder verletzt. Vertrag auslaufen lassen. Kein Mehrwert.“ GÜNTER KLEIN

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