München – Seit einigen Monaten macht der Fußball mal wieder nicht nur sportliche Schlagzeilen. Rassistische Schmähungen und Beleidigungen waren zuletzt in ganz Fußball-Europa und damit auch in der Bundesliga wieder spürbar. Zuletzt öffentlich im Fall von Jordan Torunarigha von Hertha BSC, der im Pokalspiel gegen Schalke 04 rassistische Ausfälle auf den Rängen ertragen musste. Der FC Bayern will nun diesen Trend bekämpfen und hat die Aktion „Rot gegen Rassismus“ ins Leben gerufen. Zum Auftakt berichten Bayern-Stars ganz persönlich im Club-Magazin „51“ von ihren Erfahrungen:
Oliver Kahn: „Auf den FC Bayern schauen sehr viele Menschen – nicht nur unsere eigenen Fans, sondern auch die, die sonst nicht auf unserer Seite sind. Es ist das Schöne am Fußball, dass er eine verbindende Kraft ist. Es ist uns als FC Bayern wichtig, in solchen Fragen eine klare Haltung zu zeigen – und mir persönlich liegt das Thema Rassismus besonders am Herzen. Ich kann mich sehr gut in Spieler hineinversetzen, die von der Tribüne aus angefeindet werden. Das ist ein Gefühl der Abwertung, Erniedrigung und Ausgrenzung, und das wollen wir auf dem Fußballplatz nicht sehen. Genauso wenig im Alltag. Darum: Rot gegen Rassismus! Im Stadion, auf der Straße, überall.“
Serge Gnabry: „Wir sind alle aus dem gleichen Grund auf der Welt. Ich bin enttäuscht, wenn Leute heute noch immer denken, dass eine andere Hautfarbe bedeutet, ein Mensch sei damit auch anders oder sogar schlechter. Deutschland sollte weiter sein, die Welt sollte weiter sein – wir sollten weiter sein. Mein Vater kommt von der Elfenbeinküste – und ich bin megastolz auf meine Wurzeln! Ich genieße Besuche in meiner afrikanischen Heimat: Die Menschen, die Kultur, das Gefühl dort, das alles tut mir gut und bereichert mein Leben. Je mehr Menschen sich trauen, aufzustehen und nicht wegzuschauen, desto besser. Das ist der nächste Schritt, um den Rassismus in den Griff zu bekommen.“
Uli Hoeneß: „Ich habe zum Abschied auf unserer Jahreshauptversammlung gesagt, dass der FC Bayern ein Tanker sein soll, der nicht nach links und schon gar nicht nach rechts abdriften darf. Er muss gerade durch unruhiges Gewässer steuern und Platz für alle haben. Als ich neulich anlässlich „75 Jahre Befreiung von Auschwitz“ eine Dokumentation gesehen habe, hatte ich Tränen in den Augen. Es ist nicht vorstellbar, dass solche Gräueltaten in Deutschland möglich waren. Genauso wenig nachvollziehbar finde ich, dass wir nun wieder Fälle von Fremdenfeindlichkeit erleben. Es ist mir unbegreiflich, dass es heute hier bei uns noch immer Leute gibt, die die deutsche Vergangenheit und die Vorkommnisse der Nazi-Zeit bagatellisieren.“
Hasan Salihamidzic: „Ich kam als jugendlicher Flüchtling mit dem Bus aus Bosnien nach Deutschland – und habe mich von der ersten Minute an wohlgefühlt. Ich wurde nie ausgegrenzt. Rassismus ist mir total fremd. Meine persönliche Erfahrung ist, dass Deutschland und die Menschen, die hier leben, sehr fair sind. Sie geben einem die Chance, Teil der Gesellschaft zu werden. Wenn man hierherkommt, die Sprache lernt und sich an die Kultur anpasst, nehmen sie dich auf, als wenn du hier geboren wärst. So konnte ich hier eine neue Heimat finden.“
Alphonso Davies: „Ich weiß: Fußball kennt keine Grenzen Meine Eltern sind aus Liberia geflohen, ich wurde in Ghana geboren, bin in Kanada aufgewachsen und fühle mich jetzt in München zuhause. Das ist meine Geschichte: Vom Flüchtlingsbaby zum Spieler eines Top-Vereins in der Champions League. Ich weiß: Fußball kennt keine Grenzen. Rassismus gibt es überall auf der Welt – wir müssen dagegen aufstehen. Fußball bedeutet: Wir kommen zusammen, in verschiedenen Farben, mit unterschiedlichen Religionen, aus unterschiedlichen Nationen, um gemeinsam dieses wunderbare Spiel zu genießen. Rassismus gehört nicht zum Fußball.“
Karl-Heinz Rummenigge: „Unsere Stadien werden immer wieder von Einzelnen als Bühne missbraucht. Die dürfen nicht den Eindruck erwecken, dass die Mehrheit so denkt. Es ist höchste Zeit, ein klares Zeichen zu setzen. Wir sind der größte Verein der Welt – von uns darf man erwarten, dass wir Farbe bekennen. Der FC Bayern steht gegen Rassismus, Antisemitismus, Ausgrenzung jeglicher Art sowie Gewalt. Diese Weltanschauung lebt unser Klub – und wir fordern sie auch ein. Wer sich dem verschließt, ist bei uns ganz eindeutig im falschen Verein.“
Lina Magull (FC Bayern Frauen): „Neues empfinde ich als bereichernd. Es sollte selbstverständlich sein, jeden Menschen so zu akzeptieren, wie er ist. Es gibt keine Unterschiede. Es ist ein Miteinander, kein Gegeneinander. Nur so kann die Welt funktionieren. Dass in Deutschland Rassismus aufkommt, ist mir unerklärlich. Es ist auch nur eine Minderheit – aber wenn sie sich durch Lautstärke Gehör verschafft, muss man antworten. Manche verstecken sich in größeren Gruppen oder in der Anonymität des Internets. Aber die Mehrheit der Deutschen denkt anders. Jeder Einzelne sollte das zeigen.“
Thiago: „Ich habe in meinem Leben leider viele Male Rassismus erlebt – und nie verstanden. Ich frage diese Menschen: Warum denkst du so? Ich denke nicht so. Ich lebe nicht so. Rassismus macht mich wütend und traurig. Es geht darum, niemanden auszugrenzen. Sondern jeden an unserer Welt teilhaben zu lassen.“ mük