Die Schultern halten: Dreßen bereit für die Rennen in Kvitfjell

von Redaktion

Der deutsche Alpin-Star startet in Norwegen, obwohl er noch Schmerzen spürt – die medizinische Freigabe hat er

München/Kvitfjell – Thomas Dreßen ging auf Nummer sicher. Seine erste Trainingsfahrt auf dem Olympiabakken von Kvitfjell glich einer besseren Besichtigung, vorsichtig tastete er sich ans Renntempo heran. Der Rückstand von 3,71 Sekunden auf die Bestzeit des Norwegers Aleksander Aamodt Kilde und Platz 55? Völlig egal! Die bei seinem Sturz in Hinterstoder lädierten Schultern hielten, das war für Dreßen das alles Entscheidende.

„Nach meinem Sturz habe ich mich einige Tage geschont“, berichtete der beste deutsche Abfahrer – und das scheint die richtige Strategie gewesen zu sein. Am Mittwoch war er mit den Kollegen im norwegischen Winterwunderland beim Tiefschneefahren, „um zu sehen, wie es geht. Ich hatte zwar noch etwas Schmerzen in den Schultern, aber es ist insgesamt gut gegangen. Daher habe ich entschieden, das Training zu fahren.“

Und auch da ging offenbar alles gut aus. Vorbehaltlich des zweiten Trainings am heutigen Freitag kann Dreßen damit wohl bei den Rennen am Samstag (Abfahrt) und Sonntag (Super-G) an den Start gehen. Die medizinische Freigabe dafür hat er, wie Cheftrainer Christian Schwaiger bestätigte.

Kvitfjell und Dreßen – das passt. Im Februar 2017 fuhr er auf der Piste, auf der Markus Wasmeier 1994 seine erste von schließlich zwei olympischen Goldmedaillen gewann, als Sechster erstmals in die Top Ten im Weltcup. Im März 2018 bewies er mit seinem zweiten Triumph wenige Wochen nach dem sensationellen Kitzbühel-Sieg, dass er zum absoluten Topfahrer gereift ist.

Fünf Siege hat er inzwischen auf seiner Visitenkarte stehen, drei davon fuhr er in der aktuellen Comeback-Saison nach „Totalschaden“ im Knie und Schulter-OP ein. Dazu kommen drei weitere Podestplätze. „Ich habe in diesem Winter schon mehr geschafft, als ich mir je erträumt hätte“, sagte er zuletzt, „alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe.“

Nach dem Sturz am vergangenen Samstag in Hinterstoder war kurzzeitig sogar das vorzeitige Saison-Aus zu befürchten gewesen. „Aber ich habe ja Erfahrung damit“, sagte Dreßen über die ausgekugelten Schultern. Sein Knie, das kurz vor dem Jahreswechsel so sehr zwickte, dass er in Bormio auf eine Abfahrt verzichten musste, hat er „seit Neujahr nicht mehr gespürt“.

Ziele hat er noch genug – auch über den zu Ende gehenden Winter mit noch höchstens vier Rennen hinaus. In den beiden kommenden Saisons steht mit WM und Olympia jeweils ein Großereignis auf dem Programm, Dreßen wird dann sicher ein Medaillenkandidat sein. – wenn nicht die Schulter zwickt. Oder das Knie. sid

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