Köln – Das Länderspiel gegen Italien in Nürnberg schon gestrichen, die Europameisterschaft 2020 im Sommer steht vor einer Verschiebung – für Joachim Löw bedeutet die derzeitige Unsicherheit aufgrund der Coronakrise, dass sich sein Job als Fußball-Bundestrainer gehörig verkompliziert hat. Planungssicherheit für den Rest des Jahres hat der 60-Jährige nicht einmal mehr ansatzweise.
Seit dem 19. November, dem 6:1 gegen Nordirland, hat Löw seine DFB-Auswahl nicht mehr gesehen. Nun geht wohl auch das Länderspiel-Fenster im März komplett zu – das Heimspiel gegen Italien (31. März) ist bereits abgesagt, die für den 26. März angesetzte Begegnung in Spanien wird in Kürze folgen. Der Weltverband FIFA hat die Abstellungspflicht bereits aufgehoben.
Weiter ginge es für Löw, Stand jetzt, erst am 31. Mai gegen die Schweiz – nach fast siebenmonatiger Pause und unmittelbar vor der EM. Und nicht nur das: Der bisherige Plan sieht vor, dass Löw im Mai schon einen vorläufigen Kader benennen muss. Eine skurrile Vorstellung, die wohl eher nicht zur Realität wird.
UEFA will EM verschieben
Eine Verschiebung der EM (12. Juni bis 12. Juli) scheint offenbar auch bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) beschlossene Sache zu sein. Wie das ZDF aus Verbandskreisen erfahren haben will, wird der Kontinentalverband beim für Dienstag angesetzten Krisentreffen mit Klubs, Ligen- und Spielervertretern eine Verschiebung empfehlen. Am Dienstag sollen demnach zwei Szenarien zur Diskussion gebracht werden. Variante eins ist eine Verlegung in den Sommer 2021. Dafür müsste jedoch der Weltverband FIFA seinerseits einer Verschiebung seiner reformierten Klub-WM zustimmen. Die zweite Variante sei eine Verschiebung in den Herbst oder Winter des laufenden Jahres.
Ob Geduld zu seinen Stärken gehöre, wurde Löw einmal gefragt. „Eher nicht“, meinte der Weltmeister-Coach von 2014 und lächelte. In den kommenden Tagen, Wochen, wahrscheinlich sogar Monaten wird Löw sich jedoch an das Gefühl des endlosen Wartens gewöhnen müssen. Sollte die EM – wider Erwarten – doch im Sommer gespielt werden, muss der Bundestrainer die Vorbereitung seiner noch immer jungen Mannschaft komplett neu aufstellen.
Schließlich ist Spielpraxis das A und O. „Man darf nicht vergessen, dass es Mannschaften gibt, die schon länger zusammenspielen und uns somit auch einen Schritt voraus sind“, hatte er zuletzt immer wieder betont. Sein Credo: „Unsere Mannschaft muss sich noch entwickeln. Aber wie? Und wann? In zwei Wochen in Spanien jedenfalls nicht.
Der EM-Test zwischen Spanien und der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist nun auch offiziell abgesagt worden. Das bestätigte ein Sprecher des spanischen Fußballverbandes RFEF der „Süddeutschen Zeitung“.
Das Spiel sollte am 26. März in Madrid stattfinden, fiel aber nun erwartungsgemäß der Coronavirus-Pandemie zum Opfer. Weil Ende März zudem die Playoffs für die paneuropäische Europameisterschaft anstehen und nun wohl ausfallen, könnte das für Juni geplante Turnier schon bald folgen.
Für Löw hätte das indes auch einen positiven Aspekt: Lange verletzte Stammkräfte wie Niklas Süle (Löw: „Ein Fixpunkt in unseren Planungen“) und Leroy Sané stünden ihm zu einem späteren Zeitpunkt wieder zur Verfügung. sid