München – Im Nachhinein ehrt es Karl-Heinz Rummenigge. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern erklärte am Freitag schonungslos ehrlich, warum die Deutsche Fußball Liga (DFL) ursprünglich geplant hatte, den 26. Spieltag noch durchzuziehen: der TV-Gelder wegen. „Wenn diese Zahlung ausbleiben würde, wäre zu erwarten, dass zumindest viele kleine und mittlere Vereine finanzielle Probleme kriegen würden“, sagte er. „Es steht schon ein größerer dreistelliger Millionen-Betrag für die gesamte erste und zweite Liga im Feuer.“
Wenige Stunden, nachdem Rummenigge also öffentlich seinen Kopf für DFL und finanziell schwächere Vereine hingehalten hatte, wurde besagter Spieltag ausgesetzt. Am heutigen Montag tagt nun die Mitgliederversammlung der Profi-Clubs um das weitere Vorgehen zu besprechen. Ausgang: offen. Klar ist hingegen: Sollte die Saison tatsächlich nach 25 Spieltagen beendet werden, würde allein durch den Wegfall der Fernsehgelder für die letzten neun Runden bei etwa 1,4 Milliarden Euro TV-Gesamtgeldern für alle 34 Spieltage ein Einnahmeausfall von rund 370 Millionen Euro anfallen. Mit den Ausfällen bei Sponsoring und Kartenverkauf würde sich die Lücke auf 770 Millionen Euro summieren.
Eine Versicherung zum Beispiel für entgangene TV-Einnahmen gibt es auch für einen möglichen Abbruch durch die Pandemie nicht. Darum lautet das primäre Ziel: Den Kollaps verhindern! Neben den ausbleibenden TV-Geldern müssten die Clubs im Fall der Fälle freilich auch auf Eintritts- und TV-Gelder verzichten. Darum wird bei der heutigen Mitgliederversammlung in einem Frankfurter Flughafen-Hotel ein Weg gesucht, die Saison unter den schwierigen Bedingungen zu Ende zu spielen. Mit einer finalen Entscheidung ist allerdings noch nicht zu rechnen, viel mehr wird wohl nur der nächste Spieltag ebenfalls offiziell abgesagt.
„Es steht zu hoffen, dass die Bundesligisten in den vergangenen Jahren so viel Substanz gebildet haben, dass alle diese Krise überstehen“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Heißt übersetzt so viel wie: Jeder kämpft für sich alleine. Die bereits andiskutierte Einführung eines Fußball-Solidarfonds wird in Ligakreisen skeptisch betrachtet. „Wo soll dieses Geld herkommen?“, lautet die Gegenfrage – man sei nicht die Europäische Zentralbank.
Mit Erstaunen nimmt man im DFL-Führungszirkel zur Kenntnis, dass ausgerechnet die Branchenriesen aus München und Dortmund, die für eine ökonomische Krise noch gut gewappnet scheinen, das Thema öffentlich aufbringen. Die womöglich eher betroffenen finanzschwachen Vereine aber noch schweigen. Rummenigge sagte zu einem Fonds für kleine Clubs: „Den gibt es nicht, aber man trifft sich am Montag und diskutiert. Es wird ein Leben nach Corona geben, dieses Leben müssen wir im Hinterkopf haben. Wir sprechen auch über einen Industriezweig – auch, wenn das in der Südkurve nicht gern gehört werden wird – aber es ist so. Wir haben in der Liga immer solidarische Lösungen gefunden.“
Was schon jetzt als sicher gilt: Dass sich der deutsche Fußball heute in Frankfurt für eine Verlegung der paneuropäischen Europameisterschaft ins Jahr 2021 aussprechen wird. Die UEFA tagt erst morgen zu diesem Thema.