Glücksgefühle besiegen den Schmerz

von Redaktion

RAD Max Schachmann gewinnt Fernfahrt Paris-Nizza, die trotz Coronakrise ausgetragen wurde

Valdeblore La Comiane – Max Schachmann lag auf dem Asphalt. Das rechte Bein angewinkelt, die Arme ausgestreckt. Geradeso, als ob er gestürzt wäre. Doch es waren die Erschöpfung und auch die Schmerzen, die den Radprofi aus Berlin im Ziel des 1500 m hoch gelegenen Alpenortes Valdeblore La Comiane niederstreckten. Schachmann, der Mann in Gelb, hatte auf dem Schlussanstieg der siebten und letzten Etappe des Klassikers Paris-Nizza die allerletzten Kräfte aus sich herausgeholt. Und wie glücklich er am Ende war, offenbarte sich, als ihm – noch am Boden liegend – die Tränen in die Augen schossen. „Das ist ein unglaubliches Gefühl – ich habe Paris-Nizza gewonnen!“, sagte er: „Ich habe mir einen Traum erfüllt, das ist mein sicher bisher größter Erfolg und einer der wichtigsten Schritte in meiner Karriere.“

Mit 18 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Belgier Tiesj Benoot hatte der Profi des Raublinger Bora-hansgrohe-Teams sein Gelbes Trikot als Tagessechster ins Ziel gerettet. Und damit die Schlussoffensive der Konkurrenz abgewehrt. „Das Finale war wirklich hart für mich, vor allem die letzten drei Kilometer waren, ehrlich gesagt, ziemlich schmerzhaft. Aber jetzt bin ich äußerst glücklich, und die Schmerzen in meinen Beinen sind es wert“, erklärte der 26-Jährige, der von seinen Teamgefährten Patrick Konrad, Felix Großschartner (beide Österreich) und Michael Schwarzmann (Kempten) vortrefflich eskortiert worden war. „Die Art und Weise wie die Jungs gefahren sind, das ist schon erstaunlich. Dass es uns gelungen ist, nach der ersten Etappe das Gelbe Trikot jeden Tag zu verteidigen, ist super“, sagte Steffen Radochla, Sportlicher Leiter im Bora-Rennstall: „Wir haben die Schlussetappe von Anfang bis Ende wie ein Champion-Team kontrolliert.“

Schachmann hatte schon zum Auftakt der Fernfahrt als Tagessieger das Gelbe Trikot erobert, seinen Vorsprung baute er durch einen 2. Platz im Zeitfahren aus. Doch auch sein späterer Triumph wurde von der Coronakrise überschattet. Die gesundheitliche Situation in Frankreich hatte sich in den letzten Tagen verschärft, im Zielraum waren keine Zuschauer zugelassen, die letzte Etappe wurde von Nizza in die Alpen verlegt, sieben Teams traten gar nicht erst an, deren zwei reisten vorzeitig ab. Darunter auch Nils Politt (Köln) mit seinem Rennstall Israel Start Up Nation. „Es war eine gemeinsame Entscheidung aller Fahrer und des gesamten Teams. Auch ich war ein Befürworter dieser Entscheidung“, sagte Politt.

Radrennen in vom Coronavirus schwer getrübten Zeiten auszutragen, lösten auch bei Schachmann gemischte Gefühle aus: „Die Gefahr ist da, dass wir Fahrer das Virus verteilen“, sagte er. Im Fahrerfeld machte sich seinen Schilderungen nach eine Art Fatalismus breit. „Es gab immer ein Team, das dachte, morgen ist es vorbei. Und so wurde dann auch gefahren: Jeden Tag Vollgas.“ Und auch im Moment seines größten Triumphes wunderte sich Schachmann über die Umstände: „Es war schon speziell. Der DFB hat die Ligen ausgesetzt, die NBA findet nicht statt. Eigentlich findet gar nichts mehr statt – und wir fahren noch Rad.“ dpa/mm

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