Frankfurt – Dass Hans-Joachim Watzke auf dem Weg zur DFL-Krisensitzung am Frankfurter Flughafen ausgerechnet vor einem Schild mit der Aufschrift „Flucht- und Rettungsplan“ von den Fotografen gestellt wurde, war natürlich reiner Zufall. Lud am Tag nach dem denkwürdigen Auftritt des BVB-Geschäftsführers in der ARD-„Sportschau“ aber doch zu allerlei Wortspielen ein.
Vor allem in den sozialen Netzwerken musste sich Watzke seit Sonntagabend Spott und Häme, aber auch harsche inhaltliche Kritik wegen seiner Aussagen zur Coronakrise und dem Umgang des Profifußballs in Deutschland mit den Folgen der Pandemie anhören. „Verantwortungslos, sprachlos, weltfremd, realitätsfern, arrogant“ waren noch die harmloseren Attribute, die dem Chef des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund vorgehalten wurden. Watzke überraschte ungeachtet aller Warnungen von Gesundheitsexperten und eindringlicher Mahnungen der Politik mit Aussagen wie: „Irgendwann müssen wir ja auch mal zur Normalität zurückkehren.“ Oder: „Wir sollten es auch nicht übertreiben.“
Weiter führte er aus: „Die aktuelle Gesundheitsgefahr für eine Mannschaft, die aus kompletten Athleten besteht und auf dem Rasen trainiert, die würde ich, auch ohne Virologe zu sein, als nicht so gravierend einstufen. Wir sollten jetzt nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.“ Auch die Absage des 26. Bundesliga-Spieltages am Wochenende und das ausgefallene Derby zwischen dem BVB und dem FC Schalke 04 stieß bei Watzke nicht unbedingt auf Verständnis.
Am heftigsten angegangen wurde Watzke jedoch für seine Gedanken zu möglichen finanziellen Hilfen. „Es gibt ja eine große Solidarität innerhalb der Liga“, führte Watzke aus, dessen Verein im März 2005 vor der Insolvenz gerettet wurde. Und fuhr fort: „Aber wir haben auch ein Wirtschaftsunternehmen. Und ehrlicherweise sind wir auch Konkurrenten. Und da muss man das sehr genau miteinander austarieren, was noch Wettbewerb ist und was kein Wettbewerb mehr ist.“
Am Ende könnten „nicht die Clubs, die ein bisschen Polster angesetzt haben in den letzten Jahren, dann im Prinzip die Clubs, die das wiederum nicht gemacht haben, dafür auch noch belohnen. Das ist eine sehr diffizile Aufgabe“, sagte Watzke, wollte aber immerhin „vernünftige“ und „solidarische“ Lösungen nicht ausschließen.
„Ich weiß nicht, was ihn dazu getrieben hat, das zu sagen. Ich halte das für absolut unsolidarisch. Es war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Inhalt“, sagte der Fortuna-Vorstandsvorsitzende Thomas Röttgermann.
Auch Präsident Helge Leonhardt von Zweitligist FC Erzgebirge Aue hat die ablehnende Haltung von Watzke zu möglichen finanziellen Hilfen von größeren für kleinere Clubs in der Fußball-Bundesliga kritisiert.„Ich denke da völlig anders, weil ich anders erzogen wurde und schon in den letzten 20 Jahren drei große Krisen erlebt und soziale Verantwortung für viele Menschen habe. Und da ging es nicht um Fußballer, die Multimillionäre sind.“ sid