Keine Lust auf Friede, Freude, Eierkuchen

von Redaktion

Franziska Preuß hätte wegen der Coronakrise gerne auf das Saisonfinale verzichtet – Aus der Saison geht sie gestärkt hervor

München – Die letzten Tage dieser Saison sind Franziska Preuß nicht gerade leicht gefallen. Aus Deutschland kamen ständig Hiobsbotschaften. „Wir wussten, dass daheim der Ausnahmezustand herrscht.“ Das Weltcup-Finale in Oslo wurde wegen der Coronakrise abgesagt, drei Nationen (USA, Österreich, Slowakei) reisten ab. Dennoch hielt der Biathlon-Weltverband IBU daran fest, die finalen Weltcup-Rennen im finnischen Kontiolahti noch auszutragen. „Das war schon schwer, da noch einen auf Friede, Freude, Eierkuchen zu machen“, sagte die 26-Jährige vom SC Haag. „Ich fand’s grenzwertig, dass die IBU das so lange durchgezogen hat.“ Am Sonntag flog die Biathlon-Nationalmannschaft dann endlich in heimatliche Gefilde. „Ich war froh, als wir in München ankamen“, erzählte Preuß. Ihre erste Vorsichtsmaßnahme nach der Ankunft: „Ich hab mir die Hände desinfiziert.“

Mit Infekten und anderen gesundheitlichen Problemen hat Franziska Preuß in ihrer Karriere ja schon reichlich Erfahrung gesammelt. 2015 gewann die hochbegabte Skijägerin WM-Silber im Massenstart und weckte somit in frühen Jahren größte Hoffnungen. Doch seither suchten sie immer wieder Rückschläge heim – und verhinderten, dass eine gute Biathletin eine überragende wurde.

Das war auch in dieser Saison – zumindest zeitweise – so. Bereits im Sommer wurde Franziska Preuß krank. „In der Vorbereitung musste ich extrem auf meinen Körper achten.“ Nach starken ersten Rennen bremsten sie erneut gesundheitliche Probleme. Von Weihnachten an musste Preuß zwei Wochen komplett im Bett verbringen. Es begann mit den wieder einmal entzündeten Nebenhöhlen, „dann waren die Bronchien beleidigt.“ Über ihre neuerliche Leidenszeit sagte sie: „Das nervt einfach.“

Doch wie schon so oft in ihrer Laufbahn, rappelte sich die aus Halbaching stammende Zollbeamtin auf. Auch weil sie sich mit ihrer labilen Physis einigermaßen arrangiert hat. „Mittlerweile kann ich ganz gut damit umgehen.“ Das ist ihr in diesem Winter so gut gelungen, dass sie im Gesamtweltcup Sechste wurde – besser ist die Oberbayerin in ihrer Karriere im Klassement nie platziert gewesen. Zum Saisonende in Kontiolahti feierte sie mit dem 2. Platz im Sprint ihr bestes Saisonergebnis. Zuvor hatte es bei der WM in Antholz noch zwei Silbermedaillen gegeben (Single-Mixed und Staffel). Das alles konnte sich mehr als sehen lassen. Franziska Preuß gab sich selbst „die Note 2“.

Ihre – trotz mehrerer Zwangspausen – stabilisierten Konstanz erklärt sich die Biathletin so: „Ich habe besser getroffen.“ Im Sommer setzten sie einen Schwerpunkt auf das Schießtraining, die Leichtsinnsfehler, so sagt sie, seien deutlich weniger geworden. „Da macht dann oft 15, 20 Plätze aus.“

Der zurückliegende Winter hat ihr jedenfalls Auftrieb gegeben: „Ich bin voll motiviert. Ich werde alles dafür tun, dass ich in der nächsten Saison gesundheitlich ohne Probleme durchkomme.“ Vor dem Hintergrund der Coronakrise könnte man vermuten, dass die infektanfällige Sportlerin ihre guten Vorsätze womöglich etwas in Frage gestellt sieht. Doch Franziska Preuß nimmt die aktuelle Lage eher gelassen bis schicksalsergeben. „Entweder es erwischt mich“, erklärte sie, „oder es erwischt mich nicht.“ Die Hände zu desinfizieren war in dieser Hinsicht schon mal ein guter Anfang. ARMIN GIBIS

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