Kein Livesport im Fernsehen. Nun ja, leider. Aber nutzen wir doch die Zeit, mal (wieder) ein paar Sportfilme anzuschauen. Unsere Redakteure geben gerne Empfehlungen.
Es war 1974, wir waren Sechstklässler, hatten nur drei Programme – aber in einem von ihnen lief dieser Film. Alle sahen ihn – und hatten am nächsten Morgen einen Helden: Fimpen, der Knirps.
Story: Die schwedische Fußball-Nationalmannschaft ist dabei, sich für die WM in Deutschland zu qualifizieren. Der Torjäger des Teams, ein früher Ibrahimovic, schlendert durch seine Stadt, sieht ein paar kleine Jungs bolzen, will generös ein paar Bälle mitspielen – und wird ausgetrickst. Und wie! Von einem Sechsjährigen. Fimpen heißt das Naturtalent. Es geht schnell: Fimpen wird in die Nationalmannschaft berufen. Erstaunlich auch heute noch, viereinhalb Jahrzehnte später: Die Technik. Fimpen-Darsteller Johan Bergman wurde in Originalszenen schwedischer Qualifikationspartien hineingeschnitten.
Charmant war, dass die Original-Stars der damaligen Zeit mitspielten. In Deutschland kannte man den schnauzbärtigen Torwart Ronnie Hellström und den Stürmer Roland Sandberg, beide spielten sie für Kaiserslautern. Sie bekamen auch Sprechrollen. Herrliche Szene: Die Fußball-Profis lesen abends im Hotel ihrem jungen Mitspieler aus Kinderbüchern vor, damit er einschlafen kann. Fimpen schießt schließlich auch das Tor, das Schweden zur WM bringt.
Das große Turnier wird Fimpen aber nicht spielen. Denn die Blitzkarriere und der Ruhm tun ihm nicht gut in der Schule. Fimpen wird vernünftig und tritt aus der Nationalmannschaft zurück. Erst mal Schule. Und der frühe Zlatan, befreit vom Albtraum, das ihn ein kleiner Junge herspielen könnte, kommt wieder in Form.
Im Juni 1974, kurz vor der WM, lief „Fimpen, der Knirps“ im deutschen Fernsehen. Wir in unserer Klasse bedauerten das Ende des Wunderkinds, waren bei der WM aber ganz froh, dass Schweden gegen uns 2:4 verlor und ohne Fimpen keinen Schaden anrichtete.
Der wunderbare Film geriet in Vergessenheit, er war nirgendwo erhältlich, bis 2016 eine restaurierte Fassung auf den Markt kam. Heute kann man Fimpen auch bei den Streamingdiensten sehen. GÜNTER KLEIN