BBL bleibt unterbrochen Eine Liga spielt auf Zeit

von Redaktion

PATRICK REICHELT

Eines immerhin hat die Basketball-Bundesliga (BBL) dann doch geschafft: Am Ende hat man mit einer Stimme gesprochen. Mehrheitlich hat man beschlossen: Man nimmt sich noch ein paar Wochen mehr Zeit. Erst am 30. April soll dann eine endgültige Entscheidung fallen, wie mit dieser Saison verfahren wird. So lange bleiben gegebenenfalls zurückzuzahlende Gelder aus Sponsoring für bereits verkaufte Tickets unangetastet. Und so lange gilt dann auch das Prinzip Hoffnung, dass die Dinge in dieser Spielzeit vielleicht doch noch zu einem halbwegs geordneten Ende gebracht werden könnten. Zur Not mittels Geisterspielen, die nun von einigen Vereinen doch als reelle Option gehandelt werden. Offiziell zumindest.

Doch die Zweifel wachsen, dass eine Fortführung der Saison für die Korbjäger unabhängig vom weiteren Verlauf der Coronakrise tatsächlich noch eine ernsthaft gehandelte Option ist. Zu deutlich bröckelte in den vergangenen Tagen die zuvor so vehement beschworene Einheit der Liga. Nicht wenige Clubs ließen spätestens nach dem Aufruf der US-Behörden ihre Importkräfte bereits in Richtung Heimat ziehen. Und anders als etwa ratiopharm Ulm, das die Profis auf Widerruf nach Hause schickte, schufen gleich mehrere Vereine Fakten und lösten die Verträge auf. Die Motive für diese Schritte sind nachvollziehbar. Maßnahmen wie diese sollen den wirtschaftlichen Schaden zumindest ein bisschen abfedern, den BBL-Geschäftsführer Stefan Holz vorsichtig auf 25 Millionen Euro taxiert. Was reichlich ist, in einer Liga, bei der der Gesamtumsatz offiziell bei 145 Millionen liegt. Der Existenzkampf hat natürlich auch die Basketball-Clubs voll erfasst.

Aber nur mal angenommen, die medizinische Entwicklung würde tatsächlich im Mai einen wie auch immer gearteten Spielbetrieb erlauben – was wäre das für eine Liga, in der dann der neue Meister und nicht zuletzt auch der Absteiger in Richtung ProA gesucht werden müsste? Die Bayern etwa würden dann mit ihrem praktisch vollständigen Euroleague-Kader – einzig Josh Huestis wurde kürzlich vorzeitig verabschiedet – nach der dritten Meisterschaft in Folge greifen. Die Gießen 46ers dagegen müssten sich ohne gleich sechs (!) US-Profis irgendwie gegen den Abstieg stemmen. Wirtschaftlich mag es für eine solche Variante Argumente geben – sportlich wäre sie mehr als fragwürdig.

patrick.reichelt@ovb.net

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