Die Bayern und das Personal

Schwung durch die Causa Flick

von Redaktion

HANNA RAIF

70 Minuten lang konnten die Bayern-Fans Alvaro Odriozola bisher spielen sehen, insgesamt. Und man darf davon ausgehen, dass es dabei bleiben wird. Dass die Bundesliga wenn überhaupt ohne Zuschauer im Stadion fortgesetzt werden wird, gilt als sicher. Der Spanier dürfte sein Intermezzo in München im Verborgenen zu Ende bringen. Was nichts daran ändert, dass seine Personalie an der Säbener Straße ein Politikum war und ist.

Zur Erinnerung: Hansi Flick wollte angesichts der angespannten Personallage im Winter Verstärkungen. Sein Wunschspieler Benjamin Henrichs kam nicht, dafür holte Sportvorstand Hasan Salihamidzic Odriozola. Gewissermaßen ein Kompromiss. An der Hierarchie der Mannschaft änderte dieser Leihspieler jedoch genauso wenig wie am Grundproblem, das die Personalplanungen der Bayern beeinflusst: Flick will Mitspracherecht bei Transfers, also mehr Macht, als Salihamidzic abgeben will.

Die Verlängerung mit Flick steht noch aus, weil es – wie der Trainer sagt – „im Moment Wichtigeres gibt“. Das mag stimmen, wenn man die gesellschaftliche Lage als Grundlage nimmt. Bleibt man aber beim FC Bayern, gibt es nichts Essentielleres als Planungssicherheit auf der Position des Übungsleiters. An der Causa Flick hängt in diesem Verein so viel. Nicht nur die Neuverpflichtungen, die im Moment offiziell auf Eis liegen. Sondern vor allem die Planungen verdienter Spielern, auf die der Verein in seinem Umbruch (noch) nicht verzichten kann.

Acht Verträge laufen im nächsten Jahr aus. Akut ging es in der vergangenen Woche um David Alaba und Manuel Neuer, aber auch unter anderem Thomas Müller, Thiago, Jerome Boateng und Javi Martinez stehen auf dieser Liste. Manche von ihnen wird und muss man nicht aufhalten, andere aber braucht man, um den FC Bayern auf und neben dem Feld auf eine Zukunft ohne sie vorzubereiten. Sie liegt zwischen Globalisierung und Tradition, Alt und Jung, Erfahrung und Unbekümmertheit.

Flick ist Fürsprecher von Neuer und Müller, mit denen er 2014 Weltmeister wurde. Flick ist großer Befürworter seines neuen Abwehrchefs David Alaba. Flick gibt trotzdem den Jungen eine Chance. Und Flick ist auch großen Einkäufen nicht abgeneigt. Ein neuer Vertrag für den Trainer wäre ein Anfang. Er würde Schwung bringen. Nur Odriozolas Zukunft würde er nicht beeinflussen.

hanna.raif@ovb.net

Artikel 1 von 11