München – Für Spinatpflanzerl nur das beste Olivenöl. Diesen Tipp verabreicht Bastian Schweinsteiger seinen Fans bei seiner letzten Botschaft auf Instagram. Mit Frau Ana und den beiden Söhnen Leon und Luka vertreibt er sich die Corona-Zwangsruhe mit Kochexperimenten auf Mallorca. Hier besitzt Ana schon seit Jahren eine Villa in Son Vida nahe der Inselhauptstadt Palma. Die Ruhe täuscht. Auf die Familie warten nach der Pandemie große Veränderungen – besonders auf Papa Schweinsteiger.
Der ehemalige Bayern-Star hat sein USA-Abenteuer im Oktober bei MLS-Club Chicago Fire abgeschlossen. Seitdem managt er den Übergang in sein zweites Leben. Dabei will er nichts überstürzen.
Wo er seine neue Rolle finden will, weiß er dagegen genau – in Westendorf. In dem 4000-Einwohner-Ort in der Nähe von Kitzbühel baut Schweinsteiger ein neues Zuhause für sich und die Familie. Der Standort ist ein Statement für die Zukunft. Eine Baugenehmigung hat Schweinsteiger nur erhalten, da er versichert hat, mindestens fünfzig Prozent seiner Zeit in dem Örtchen zu verbringen. Nach Informationen unserer Zeitung gab es kurz vor dem Corona-Ausbruch noch einmal eine Gemeinderatssitzung. Die Einwohner zweifeln an dem Vorhaben der Familie Schweinsteiger, in Westendorf ihren Hauptwohnsitz zu bestreiten. Bürgermeisterin Annemarie Plieseis beteuerte jedoch, dass ihr die Schweinsteiger-Seite versichert habe, den Lebensmittelpunkt wirklich nach Westendorf zu verlegen.
Privat hat der Standort den Vorteil, dass Schweinsteigers Eltern nur wenige Autominuten entfernt in Oberaudorf leben. Kehrt Schweinsteiger endgültig in den Dunstkreis der Heimat zurück, wird er auch beim FC Bayern wieder präsenter sein. Nicht nur virtuell wie vorige Woche – als Überraschungsgast im Cyber-Training. Was in dem Clip deutlich wurde: Schweinsteiger pendelt noch zwischen den Welten. Er will den nächsten Karriere-Schritt ohne Trikot gehen, fühlt sich aber noch als sportlicher Teil der Branche. Eine perfekte Bewerbung für das Bindeglied zwischen Team und Management. Ähnlich wie Sebastian Kehl bei Borussia Dortmund. Ein Mediator, der durch seinen Status von beiden Seiten respektiert wird, kann viele Misstöne aufgreifen, bevor sie zu Problemen oder Ärger führen. Vielleicht sogar etwas diplomatischer als Matthias Sammer.
Schweinsteigers erster Schritt zurück auf die deutsche Fußball-Bühne führt jedoch über den Bildschirm. Als Experte bei der ARD. Wieder grüßt Sebastian Kehl. Auch er profilierte sich im TV (beim ZDF) und kehrte danach als „Leiter der Lizenzspielerabteilung“ zurück. „Ich freue mich, dass wir Sebastian gewinnen konnten, der eine hohe Identifikation mit Dortmund und dem BVB hat, Musterprofi war und eine hohe Glaubwürdigkeit einbringt“, lautete die Lobpreisung von Manager Michael Zorc für den Rückkehrer. Eine Aussage, die man eins zu eins auf Schweinsteiger und den FC Bayern münzen kann.
Spätesten nach der Corona-Pause kann die zweite Karriere von Bastian Schweinsteiger richtig Fahrt aufnehmen. Wo sie endet? Noch offen. Aber sie startet von Westendorf aus. Nur gute hundert Kilometer von der Säbener Straße entfernt.