Frisches Geld für die Clubs

von Redaktion

Not macht erfinderisch: Europas Vereine diskutieren über Aussetzung des Financial Fairplay

München – Wird der Fußball nach Corona eine neue Romantik erleben – oder schreitet die Kommerzialisierung nur noch entschlossener voran? Die beinahe täglich zunehmende finanzielle Not in der Krise hat den europäischen Clubfußball erfinderisch gemacht – und eine Debatte über die Aufhebung der strengen Regeln des Financial Fairplay in Gang gesetzt.

„In der Tat wird in der ECA diskutiert, ob in dieser Krise das Financial Fairplay ausgesetzt werden sollte“, berichtete Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in der FAZ. Die ECA ist eine Interessenvertretung der europäischen Klubs, Rummenigge war bis 2017 über neun Jahre ihr Chef, ist nun Ehrenvorsitzender. „Man müsste möglicherweise Investoren gestatten, dass sie frisches Geld in die Vereine bringen, um für deren Überleben zu sorgen, damit sie Angestellte und Spieler zahlen könnten“, sagte er über eine mögliche Lockerung der Regularien.

Doch würde Clubs mit reichen Geldgebern wie Paris St. Germain oder Manchester City damit nicht Tür und Tor für Mauscheleien geöffnet? Auch Rummenigge sieht diese Gefahr, weshalb er klare Rahmenbedingungen fordert, um unkontrollierte Kapitalspritzen zu vermeiden. „Es darf nicht passieren, dass die Investoren dieser Klubs kommen, Equity injection betreiben und dann am Transfermarkt die Profiteure sind. Das fände ich unanständig,“ Die zusätzlichen Gelder dürften nicht dazu führen, dass „am Ende am Transfermarkt von Schnäppchenpreisen profitiert werden könnte und dieser manipuliert würde“.

Doch wie wäre dies zu verhindern, wenn die Dämme erst einmal eingerissen sind? Darüber grübelt die UEFA seit Wochen. In einem ersten Schritt hat sie schon Mitte März die Frist für die Vereine um einen Monat bis 30. April verlängert, bis zu der sie nachzuweisen müssen, dass sie keine ausstehenden Zahlungen haben. Präsident Aleksander Ceferin nannte dies eine „erste Maßnahme“ und „Reaktion auf die Ausnahmesituation“. Diese Möglichkeit sehen die Regularien schon jetzt für Ereignisse von „höherer Gewalt“ vor. Gemäß diesem Prinzip, sagte Ceferin, würde „jedes außerordentliche Ereignis oder jeder außerhalb der Kontrolle des Klubs liegende Umstand, der als Fall höherer Gewalt gilt, bei der Beurteilung des Klubs von Fall zu Fall berücksichtigt“.

Offen ist, inwieweit die Krise die ohnehin vorgesehene Neugestaltung des Financial Fairplay beeinflusst. „Es ist zu früh zu sagen, wie es in Zukunft aussehen wird, aber wir werden es wahrscheinlich anpassen müssen“, hatte Ceferin geäußert.

Die Hoffnungen von Manchester City, im Falle seiner zweijährigen Europacup-Sperre von Lockerungen zu profitieren, dürften sich nicht erfüllen. Die „schwerwiegenden Verstöße“, deretwegen der englische Meister von der UEFA bestraft wurde, ereigneten sich zwischen 2012 und 16. Damals konnte von „höherer Gewalt“ noch nicht die Rede sein.  sid

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