„Öffnet jungen Athleten die Tür“

von Redaktion

Die Münchnerin Laura Gröll über Olympia 2021 und ihren großen Triumph

München – Die Freude ist Laura Gröll immer noch deutlich anzuhören. Auch einen Monat später zaubert ihr der Gedanke an ihren großen Triumph ein Lächeln ins Gesicht. Am 23. Februar diesen Jahres gewann Gröll bei der Hallen-DM in Leipzig überraschend die Goldmedaille im Hochsprung – mit einer Saisonbestleistung von 1,86 m.

An ihre guten Sprünge kann sich die 21-Jährige gar nicht mehr so genau erinnern. Den Moment, wie sie auf der Matte sitzt und sieht, dass die Latte nicht gefallen ist, wird sie aber nicht mehr vergessen: „Als ich dann verstanden habe, was der Sprung bedeutet, ist es aus mir herausgebrochen. Das war pure Emotion. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich die Bilder sehe.“

Natürlich, eine Goldmedaille bei einer Deutschen Meisterschaft ist ohnehin schon emotional genug. Den ungläubigen Gesichtsausdruck, die vielen Tränen und die Jubelschreie versteht man jedoch erst, wenn man auf den Weg der jungen Athletin schaut. Gröll, geboren in Lauf an der Pegnitz, turnt in der Kindheit für den SC Eckenhaid, fängt mit der Leichtathletik bei der LG Eckental an und nimmt an Sechs- und Achtkämpfen teil (Kombination aus Leichtathletik und Turnen). Die Erfolge häufen sich schnell: 2016 wird sie Deutsche U20-Vizemeisterin im Hochsprung und Deutsche Meisterin in der Altersklasse W18 im Deutschen Achtkampf. 2017 stellt sie mit 1,88 m den neuen Bayerischen Hallenrekord U20 auf – der Bestwert Freiluft liegt bei 1,83 m.

2017 ist ein entscheidendes Jahr für Gröll. Sie zieht nach München und will den nächsten Schritt machen, weitere Prozentpunkte herauskitzeln. Ihr neuer Trainer wird Sebastian Kneifel, zudem beginnt sie ein Studium der Gesundheitswissenschaft an der TUM. Ein langwieriger Mittelfußbruch wirft die junge Sportlerin jedoch zurück. Immer wieder hat sie mit der Verletzung zu kämpfen, Fortschritte bleiben aus. „Ich wurde von Bekannten und Sportkollegen oft gefragt: Laura, geht es dir überhaupt gut da unten? Ich habe meine Leistung nicht mehr gebracht.“ Gröll fühlt sich machtlos.

Die Sportler um sie herum liefern ab und stellen neue Bestleistungen auf – „und ich sitze auf dem Fahrrad und strampel mir einen ab.“

Letzten Herbst hängt die Münchnerin für „4-6 Wochen in der Luft“. Sie muss ein Praktikum für die Uni absolvieren und reduziert das Training: „Die Energie war nicht mehr da.“ Umso erstaunlicher, dass sie dann trotzdem pünktlich zum Saisonhöhepunkt in Leipzig ihre beste Leistung zeigt. Und umso verständlicher sind all die Emotionen, die aus ihr herausschossen.

In der aktuellen Situation setzt Gröll auf Spaziergänge, Workouts daheim und Bergläufe. Zudem sieht sie durch die Verschiebung der Spiele eine Chance für Nachwuchssportler, sich schnell auf die Umstellung einstellen: „Die Verschiebung öffnet Türen für junge Athleten. International erfahrene Sportler sind den 4-Jahres-Zyklus gewohnt und deshalb ändert sich für sie der komplette Plan.“

Olympia ist kein Muss für Gröll; „Wenn ich ehrlich bin, habe ich es aber schon im Hinterkopf.“ NICO SCHMITZ

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