Müller bleibt bis 2023

Das erste Flick-Werk

von Redaktion

HANNA RAIF

Unvergessen. Das ist im Fußball ja so Vieles. Im Fall von Thomas Müller sind es viele seiner 116 Bundesliga-Tore. Zehn WM-Treffer. Ein Weltmeistertitel. Ein Triple-Sieg. Diverse Verrenkungen, die niemand anders hinkriegt. Ein unnachahmlicher Jubel. Und diese eine Szene von 2010. Müller, 20 Jahre alter DFB-Debütant, auf dem Podium der Allianz Arena, neben ihm Diego Maradona, Argentiniens Coach und Fußball-Gott, der den Jungspund für einen Fan hält und die Pressekonferenz abbricht. Peinlich für Müller? Eher peinlich für Maradona. Denn dass man einen wie Müller im Kopf behalten sollte, weiß man nicht erst heute, wo er 30 Jahre alt ist und seinen Vertrag beim FC Bayern bis 2023 verlängert hat.

Die Nachricht konnte niemanden mehr überraschen, obwohl die Verhandlungen so geräuschlos abgelaufen waren, wie es in dieser Branche selten passiert. Auch das spricht für sich. Sie fanden zu einem Zeitpunkt statt, an dem beide Parteien genau wussten, dass sie gemeinsam am besten funktionieren. Stand heute ist Müller Stammspieler unter einem Trainer, der auf ihn baut. Er ist mit 16 Torvorlagen Top-Vorbereiter der unterbrochenen Liga-Saison. Und er ist das letzte bajuwarische Aushängeschild dieses Vereins. Anders formuliert: Es wäre grob fahrlässig gewesen, ihn ziehen zu lassen. Und die Bayern können froh sein, dass sie die Kurve in diesem Fall noch rechtzeitig bekommen haben.

Müller wollte nie weg – aber man hätte ihn beinahe so weit gehabt. Fehlende Minuten auf dem Rasen sind das eine, fehlende Wertschätzung daneben das wichtigere. Anders als noch im Herbst, als er unter Niko Kovac Bankdrücker war, seine Qualitäten nicht mehr geschätzt wurden und sein Murren ohne Wirkung blieb, gab es jetzt unter Hansi Flick keine Alternative. Man darf diesen Vertrag daher als erstes Flick-Werk sehen, und das Symbol, das von diesem ausgeht, nicht unterschätzen.

Ja, Müller wird 2023 33 Jahre alt und sportlich nicht mehr unantastbar sein. Seine Ausstrahlung aber braucht dieser Club für das Binnenklima wie für die öffentliche Darstellung. Die Bayern haben verstanden, dass die Basis stimmen muss, bevor über neue Hochkaräter nachgedacht wird. Und dass es daher noch nicht an der Zeit ist, sich von den letzten Weltmeistern zu trennen.

Apropos Weltmeister: Das Finale 2014 gegen Argentinien, unvergessen! Sieht bestimmt auch Maradona so.

hanna.raif@ovb.net

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