Jetzt gibt es also ein Datum: Die Bundesliga soll am 9. Mai wieder den Spielbetrieb aufnehmen. An besagtem Wochenende würde dem Vernehmen nach der 33. Spieltag absolviert, eine Woche später der 34. – und danach würden die ausgefallenen Runden nachgeholt. Mit Geisterspielen versteht sich. In der Theorie klingt das schlüssig, doch in der Praxis warten einige Hürden auf Clubs und Liga.
Wie sicher ist der 9. Mai als Starttermin?
Die Ministerpräsidenten Markus Söder und Armin Laschet haben dieses Datum genannt, doch es regt sich Widerstand. Das Bundesinnenministerium ist strikt dagegen, jetzt schon einen Termin für die Wiederaufnahme von Bundesliga-Spielen zu nennen. In dem Schreiben vom Dienstag heißt es, die von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Regierungschefs der Länder zunächst bis zum 3. Mai vereinbarten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus gälten noch. Das für den Sport zuständige Bundesinnenministerium sei zwar bereit, „an konzeptionellen Überlegungen mitzuwirken“, angesichts der weiterhin schwierigen Pandemielage sollten aber derzeit noch keinerlei Öffnungen oder Lockerungen für den Sportbetrieb „zu einem konkreten Termin“ in Aussicht gestellt werden. Vor einer Entscheidung über die Durchführung von sogenannten Geisterspielen seien erst „die weiteren Entwicklungen der Pandemie in Deutschland und die noch nicht bekannten Konzepte des DFB und der DFL abzuwarten“.
Fraglich ist auch, ob die wenigen Trainingstage nach dem 3. Mai und einer möglichen weiteren Lockerung der Abstandsregel, wodurch sich auch die Übungsformen spielgerechter gestalten ließen. genügen, um nach dann über zweimonatiger Wettkampfpause auf ein akzeptables Niveau zu kommen,
Wie sieht das Konzept der DFL konkret aus?
Der „Spiegel“ veröffentlichte gestern Details aus dem Skript der DFL-Taskforce. 300 Personen, verteilt auf drei Sektoren, sollen zugelassen werden. Im Innenraum dürfen sich – Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Personal auf den Bänken schon mitgerechnet – 98 Personen aufhalten. Infizierte Spieler sollen isoliert werden und die Vereine „ausreichend große Kader vorhalten“.
Gibt es genügend Corona-Tests für die Liga?
Lars Schaade, Vizepräsident des Robert Koch-Instituts, steht den geplanten Coronavirus-Tests in der Bundesliga sehr skeptisch gegenüber: „Ich sehe nicht, warum bestimmte Bevölkerungsgruppen, ob die nun Sportler sind – man kann sich ja auch alles andere ausdenken, was möglicherweise ein gewisses gesellschaftliches Interesse hat, – routinemäßig gescreent werden sollen.“ Die DFL sprach selbst davon, etwa 20 000 Tests zu benötigen, Joshua Zirkzee vom FC Bayern verriet, er und die Kollegen würden dreimal pro Woche getestet. Die DFL hält den eigenen Bedarf für überschaubar. „Die Test-Kapazitäten sind in den vergangenen Wochen massiv gesteigert worden“, argumentiert das DFL-Präsidium und bezieht sich auf eine Bestätigung der „Akkreditierten Labore in der Medizin“, wonach 640 000 Tests wöchentlich bundesweit zur Verfügung stegen. „Das entspricht einer Steigerung der Tageskapazitäten von mehr als 300 Prozent in den vergangenen fünf Wochen.“ Man brauche nur 0,5 Prozent der aktuellen Kapazität. Im Fall einer zweiten Infektionswelle würde die DFL zusichern, „die Versorgung der Bevölkerung selbstverständlich nicht zu beeinträchtigen“.
RKI-Vizepräsident Schaade plädiert dafür, die Coronavirus-Tests für „medizinische Indikationen“ einzusetzen. Also dann, wenn ein Grund für den Einsatz einer therapeutischen oder diagnostischen Maßnahme bei einem bestimmten Krankheitsbild angebracht ist. „Oder wenn ein Fußballspieler ein Teil eines Ausbruchsgeschehens ist.“
Können Spieler dauerhaft isoliert werden?
Eine Abschottung über die für ein Trainingslager übliche Zeit geben die Verträge nicht her – das erklärte der auf Arbeitsrechtauslegung im Profisportbereich spezialisierte Anwalt Christopher Wiencke unserer Zeitung schon vor Wochen. Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der Spielervereinigung vdv, greift diesen Punkt ebenfalls auf. „Zudem bezweifeln die Spieler, dass sich dadurch das Infektionsrisiko ganz erheblich reduzieren ließe.“
Was sagen die Fans?
Die Fan-Organisation „Unsere Kurve“ hat den Profifußball vor einer Wiederaufnahme der Bundesliga mit Geisterspielen unter Druck gesetzt und ein Umdenken gefordert. „Wir möchten nicht mehr über Symptome diskutieren, sondern endlich über die Krankheit und die Wege zur Gesundung des Fußballs sprechen. Vereine und Verbände sind herausgefordert, jetzt verbindliche Schritte zur Gesundung des Profifußballs einzuleiten und zu gehen“, heißt es in einer Mitteilung. „Anders ist eine Akzeptanz für Maßnahmen zur Beendigung der laufenden Saison aus unserer Sicht nicht zu erreichen.“
Wie bewertet der DOSB den Fußballplan?
Alfons Hörmann hat sich als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes gegen Sonderlösungen für einzelne Sportarten ausgesprochen. Das sei auch auf der Sonderkonferenz der Sportminister thematisiert worden. Da sei schnell klar geworden, dass es „nichts bringt, wenn wir uns in einen wechselseitigen Wettbewerb begeben.“ Doch wenn die Möglichkeit von Geisterspielen bestehe, „warum sollte dann beispielsweise der Basketball oder der Handball davon nicht auch profitieren?“ jau, bok, gük