Offensive mit Optimismus

von Redaktion

Salihamidzic bricht Schweigen – er kündigt Top-Kauf und Neuer-Einigung an

VON HANNA RAIF

München – Maulwürfe, das weiß man aus der Geschichte des FC Bayern, sind in der Regel unausrottbare Gestalten. Wöchentlich, monatlich, zu bestimmten Anlässen: Es gab sie an der Säbener Straße schon in allen Ausprägungen. Der jüngste Vertreter der Spezies soll nun aber ein spezieller sein. „Ich gehe davon aus, dass der Maulwurf weitergezogen ist“, sagte Hasan Salihamidzic am Wochenende.

Nun also doch. Der Sportdirektor und baldige Vorstand hat sich zu Wort gemeldet. Eine knappe Woche hat es gedauert, ehe er aus der Deckung kam und aus informellen Gesprächen zur Causa Manuel Neuer öffentliche Aussagen wurden. Sie wurden gesprochen in der „Welt am Sonntag“ und lauteten: „Wir haben das intern geklärt.“ Keine Strafe, kein böses Wort an Manuel Neuer, der den Bayern-Bossen vergangene Woche Indiskretion vorgeworfen hatte. Im Gegenteil. „Manuel weiß, dass wir ihn sehr schätzen. Ich habe mit Oliver Kahn gespielt. Ich weiß, wie gut ein Weltklasse-Torwart einer Mannschaft tut“, sagte der 43-Jährige. Neuer sei „ein Weltklasse-Torwart. Er genießt in unserem Club große Wertschätzung“. Worte, die nun so da stehen, wenn es wieder an den Verhandlungstisch geht. Beide Seiten sind da ganz guter Dinge.

Salihamidzic, so war es schon unter der Woche zu hören, hat sich von den Vorwürfen nicht direkt angesprochen gefühlt. Der Sportdirektor war angefressen, fühlte sich ungerecht behandelt, hat sich aber seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren ein dickes Fell zugelegt. Öffentlich war er ja gehörig unter Druck geraten, weil zahlreiche Medien den Schluss zogen, den Neuers Berater Thomas Kroth nahegelegt hatte. Weil Kahn ein Neuer-Fan ist, so die angeblich so leichte Rechnung, muss Salihamidzic derjenige gewesen sein, der Details aus den schleppenden Verhandlungen nach außen getragen hat. „Nein!“, sagte der nun direkt auf diesen Vorwurf angesprochen, sichtlich bemüht, den Blick nicht mehr zurück, sondern ausschließlich nach vorne zu richten.

Die Arbeit ist trotz der Corona-Krise ja nicht weniger geworden, nur anders. Priorität in der Kaderplanung haben bekanntlich die Gespräche mit gestandenen Spielern. Nach Thomas Müller sollen Thiago und David Alaba folgen, „wir sind interessiert, mit weiteren Spielern zu verlängern“. Der Fokus aber liegt auch auf dem Transfermarkt. Konkrete Namen kommentierte Salihamidzic wie gewohnt nicht, sagte aber: „Wir wollen uns mit einem Toptalent aus Europa verstärken und auch einen internationalen Star nach München bringen.“

Namen kursieren seit Wochen, Abwehrspieler Sergino Dest aus Amsterdam sowie Leroy Sané würden zu dieser Aussage passen. Auch Kai Havertz aber kann man noch als Talent einstufen, und als was ist Timo Werner zu sehen? Salihamidzic geht es beim Star-Einkauf zum einen „um die Qualität der Mannschaft“, zum anderen aber auch darum, „unseren Zuschauern ergebnisstarken und attraktiven Fußball zu bieten“. Große Namen stehen für Spektakel, und er betonte: „Wir bleiben ein Käuferverein. Ich und alle bei uns stehen dafür, dass wir die Champions League gewinnen wollen – ohne wirtschaftlich unvernünftig zu werden.“

Man stellt sich darauf ein, dass die kommende Transferperiode – wann auch immer sie startet, wie auch immer sie aussehen wird – eine schwere werden wird. Für Salihamidzic und Kahn, die „next generation“ der Bayern, wird sie die erste gemeinsame Reifeprüfung. Bisher, sagte der baldige Sportvorstand, laufe die Zusammenarbeit „sehr vertrauensvoll“. Er merke, dass „Oliver meine Vorstellungen zur Entwicklung der Mannschaft teilt“. Diese sehen auch vor, flexibel einsetzbare Spieler nach München zu locken, „weil wir keinen so großen Kader haben wie andere Spitzenmannschaften“. Bei wichtigen Entscheidungen, verriet er, sitzt auch noch Uli Hoeneß mit am Tisch.

Mit Neuer aber werden die üblichen Verdächtigen weiter verhandeln. Salihamidzic übrigens ist „Optimist“, betonte er. Das gilt sowohl für die Verhandlungen mit dem Kapitän als auch für die Sache mit dem Maulwurf. Mal sehen, wie weit der wirklich schon gezogen ist.

Artikel 1 von 11