München – Sascha Mölders schreibt im sozialen Netzwerk Instagram bereits vom Aufstieg in die Zweite Liga – ganz so weit will sein Chef beim TSV 1860 lieber noch nicht gehen. Doch auch Günther Gorenzel trat bei der Löwen- Videorunde gestern Mittag voller Optimismus auf. „Wir können mit breiter Brust starten“, sagte der 48-jährige Geschäftsführer der Sechziger und nannte auf Nachfrage „die dritte, vierte Maiwoche“ als Termin für eine mögliche Fortsetzung. Zwei Wochen normales Mannschaftstraining sollten nach der noch ausstehenden Erlaubnis der Behörden reichen. Bis auf Abwehrtalent Semi Belkahia, den muskuläre Probleme plagen, stünden die Löwen voll im Saft.
Eine Video-Abstimmung der 20 Drittliga-Clubs hatte am Montag eine 10:8-Mehrheit für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs ergeben. Kaiserslautern und Meppen enthielten sich, Duisburg stimmte nur deshalb dagegen, weil auch ein Szenario ohne Absteiger im Raum steht, das für Wettbewerbsverzerrung sorgen könnte. Auch Gorenzel ist gegen Freibriefe: „Wenn es zu einer Fortsetzung der Meisterschaft kommt, dann sollen Auf- und Absteiger ganz normal ausgespielt werden. Denn sonst würde es für viele Vereine um nichts mehr gehen und sie würden nicht mehr alles in die Waagschale werfen.“
Gorenzels Botschaft an die Befürworter eines Abbruchs: Auf Monate gesehen, in denen keine Partien mit Zuschauern möglich sein werden, gebe es keine Alternative zu Geisterspielen. Niemand sei ein Fan davon, aber: „Bis zum Frühjahr auszusetzen, das wäre der Untergang der 3. Liga und des gesamten Profifußballs.“ Nun liege es mehr denn je an jedem Club selbst, die Situation bestmöglich zu vermarkten. Im Falle seines TSV 1860 ist Gorenzel froh über die positive Resonanz von Sponsoren und Fans. Die jüngst initiierte Geisterticket-Aktion beispielsweise sei vielversprechend angelaufen.
Mittelfristig freilich könne die Liga nur durch eine Schärfung ihrer Identität als Ausbildungsliga bestehen. Durch mehr Pflicht-Kaderplätze für eigene Nachwuchsspieler ließen sich die Kosten für die Klubs an breiter Front herunterfahren, dazu gelte es den Anteil an den zentral vermarkteten TV-Erlösen zu steigern. Gorenzels Plädoyer: „Die 3. Liga muss als Profiliga Bestand haben, wenn man sich ansieht, wie viele junge Spieler erst über diese Liga den Sprung nach oben schaffen.“