Der sportliche Weg in eine „neue Normalität“

von Redaktion

In Bayern müssen Amateursportler weiter auf Corona-Lockerungen warten – Fabian Mehring setzt auf Eigeninitiative

VON DANIEL MÜKSCH

München – In der Metropolregion Augsburg häufen sich die Beschwerden beim Landtagsabgeordneten Fabian Mehring von den Freien Wählern. So wundern sich die Bundesliga-Turner aus Buttenwiesen, warum sie nicht trainieren dürfen, die Konkurrenz aus anderen Bundesländern dagegen schon. Genauso wie die Fußballer des FC Bayern. „Auf solche Fragen kann ich nicht viel mehr sagen, außer: Stimmt, das ist nicht stimmig.“

Diese Logik-Lücken will Mehring schließen. „Durch die allgemeinen Lockerungen haben sich nicht konsistente Anordnungen ergeben. Bei dem Tempo der Entwicklungen ist das zwar normal. Jetzt müssen wir die neue Sachlage allerdings auch auf den Sport übertragen.“

Als Beispiel führt Mehring, der Präsident eines Tennisvereins (TC Westendorf) ist, daher ein Beispiel aus seinem Hobby an: „Beim Tennis agieren zwei Sportler auf einer Fläche von mehr als 160 Quadratmetern mit 20 Metern Abstand. Soviel Infektionsschutz gibt es auf keiner Kiesbank an der Isar, die man aber betreten darf. Weshalb man mit 1,5 Meter Abstand mit einer haushaltsfremden Person spazieren gehen darf, es aber verboten bleibt, sich alleine über einen Golfplatz zu bewegen oder an einem Schießstand zu trainieren, ist ebenfalls schwer zu vermitteln.“ Am schnellsten können sich solche Widersprüche seiner Einschätzung nach lösen, wenn Vereine und Verbände selber Corona-Konzepte für ihren Sport entwerfen – denn: „Wer kennt sich besser mit einer Sportart aus, als diejenigen, die sie betreiben?“

Man müsse versuchen, den Sport und das Virus länger miteinander in Einklang zu bringen. Mehring nennt das den Weg in „eine neue Normalität. Bis es einen Impfstoff oder Medikamente gebe. Richtig findet er, dass der Profifußball wieder den Spielbetrieb aufnimmt. Diese Möglichkeit müsse für alle Sportarten gelten: „Der Fußball darf kein Privileg erhalten. Andere Sportarten müssen dieselben Chancen haben“, fordert der 31-Jährige. Er hofft, dass sich so auch neue Vokabeln in den Köpfen der Menschen festsetzen. „Ausgangssperre halte ich für einen problematischen Begriff“, so der gebürtige Augsburger über die Psychologie während der Pandemie, „uns geht es nicht darum, Menschen einzusperren, sondern darum, die Ausbreitung des Virus zu verhindern.“ Mehring verwendet daher lieber den Ausdruck „Infektionsminimierung“ – und die könne sowohl in den eigenen vier Wänden, allerdings auch im Sportverein betrieben werden.

Von andern Bundesländern, die zahlreiche Sportstätten in den vergangenen Tagen schon wieder geöffnet haben, will sich der Politiker nicht unter Druck setzen lassen. „Der bayerische Weg ist der richtige. Als wir vor einigen Wochen die schärfsten Maßnahmen deutschlandweit beschlossen haben, wurden wir belächelt. Wenig später haben uns alle kopiert“, sagt der promovierte Politikwissenschaftler.

Er blickt keineswegs neidisch nach Berlin, Bremen oder Brandenburg, wo Tennisplätze teilweise schon seit dem 20. April offen sind „In Bayern werden wir auch wieder Tennis spielen. Dann aber mit einem schlüssigen Konzept, das dem Ernst der Lage angemessen ist.“

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