Die Talentschmiede steht still

von Redaktion

BASKETBALL Tristan da Silva wechselt vom Schwabinger Projekt IBAM zu College-Team – Derzeit ruht der Betrieb

München – Kürzlich verkündete Tristan da Silva, dass er ein Stipendium von der University of Colorado erhalten habe. Der von der Internationalen Basketball Akademie München ausgebildete Nachwuchsspieler wird zur kommenden Spielzeit also in Boulder, 45 Kilometer nordwestlich von Denver, studieren und für die Colorado Buffaloes Basketball spielen. Damit baut der 18-Jährige die stolze Bilanz der IBAM aus, neben seinem älteren Bruder Oscar da Silva (Stanford) und Isaiah Ihnen (Minnesota) ist er der dritte Spieler, der aus dem Schwabinger Nachwuchsprojekt den Sprung ans College schaffte. Insgesamt 14 ehemalige IBAM-Spieler sind derzeit in professionellen Basketballligen aktiv. Joshua Obiesie wurde in Würzburg zum Bundesligaspieler und gab im Februar 2019 im Alter von 19 Jahren sogar sein Debüt für die A-Nationalmannschaft.

Seit der U10 spielte Obiesie für die Mannschaften der IBAM, mit der U 19 wurde er 2017 deutscher Vizemeister. Obwohl Vereine wie der FC Bayern oder Alba Berlin deutlich größere Budgets für ihre Nachwuchsprojekte haben, belegen diese Beispiele, dass sich die Schwabinger Talentschmiede längst als eine der besten in Deutschland etabliert hat. „Wir haben auch nach außen noch mal einen Schritt gemacht, sodass Talente aus ganz Deutschland kommen und sich bewusst für die IBAM entscheiden“, sagt Head Coach Robert Scheinberg.

Und nicht nur aus Deutschland. Mit Emilis Butkus kam kürzlich ein 16 Jahre alter Junioren-Nationalspieler aus Litauen, um seine nächsten Schritte in Schwabing zu machen. Eine Spielerwohnung und eine Zusammenarbeit mit einer internationalen Schule machen dies möglich. „Jetzt haben wir das erste Mal von einem Starting Five-Spieler einer Top-Nation das Vertrauen bekommen, ihn ausbilden zu dürfen“, erzählt Scheinberg: „Wenn wir jetzt natürlich noch das eine oder andere ausländische Top-Talent mitbetreuen können, haben wir eine Quote von etwa drei Nationalspielern pro Jahrgang. Manchmal vielleicht auch vier oder fünf. Das bedeutet, dass man sich in der Spitzengruppe des deutschen Basketballs etabliert hat und dort auch mithalten kann.“

Derzeit steht die Talentschmiede allerdings still. Die Spielzeiten der Junioren-Bundesligen und der Regionalliga wurden wegen der Coronakrise abgebrochen, die Halle in der Morawitzkystraße ist gesperrt. Auch Training ist deshalb nicht möglich. „Du lebst davon, Spieler zu entwickeln. Aber wenn die Spieler nicht trainieren dürfen und keine Wettkampfformen bestreiten dürfen, können wir sie nicht ausbilden“, erklärt Scheinberg die schwierige Situation.

Acht Junioren-Nationalspieler stehen im Kader der IBAM, auch die ehemaligen Spieler Joshua Obiesie und Oscar da Silva, der im nächsten Jahr am NBA-Draft teilnehmen wird, halten sich in München auf. Scheinberg würde gerne mit ihnen arbeiten, aber selbst Eins-zu-eins-Coaching oder Kleingruppen-Training, wie es Fußballprofis absolvieren, ist derzeit ausgeschlossen. Junge Leistungssportler auf dem Weg zum Profi wurden bei den jüngsten Lockerungen der Beschränkungen nicht berücksichtigt. Für den weiteren Verlauf ihrer Karriere kann das Training aber entscheidend sein. „Für so spezielle Gruppen müsste man die Hallen öffnen können, um ihnen Trainingsmöglichkeiten einzuräumen“, findet Scheinberg.

Eine schnelle Lösung zeichnet sich aber nicht ab. Letztlich bleibt – wie in so vielen Bereichen – nur zu hoffen, dass sich die Lage in absehbarer Zeit verbessert.

CHRISTIAN STÜWE

Artikel 1 von 11