München – In den vergangenen Tagen hat sich in der Basketball-Bundesliga auch so etwas wie Widerstand geregt. Spielergrößen wie Bayern-Kapitän Danilo Barthel und sein Berliner Widerpart Niels Giffey meldeten sich zu Wort. Und sie taten es merklich verschnupft, angesichts der Dinge, die im Basketball nun wohl kommen werden. Wenn die Politik zustimmt, dann wird die BBL sozusagen im Corona-Spezialverfahren im Juni mit einem Turnier im Münchner Audi Dome den neuen Meister küren.
Gerade Barthel hatte sich ja in den vergangenen Wochen immer wieder eine sportliche Entscheidung gewünscht. Doch nun fühlt auch er sich ein wenig überfahren, wie er im Basketball-Podcast von Magentasport andeutete: „Ich hätte mir gewünscht, dass man auch die Stimmen der Spieler hört.“ BBL-Chef Stefan Holz hat dafür einiges Verständnis. Für ihn sind die Stimmen von Barthel & Co. sogar „so etwas wie ein Hilferuf.“
Denn klar, natürlich hat auch die BBL mithilfe von Virologen und anderen Sachverständigen ein umfassendes Hygiene- und Sicherheitskonzept ausgearbeitet, das am Donnerstag bei den zuständigen Stellen zur Genehmigung eingereicht wurde. Viele Details wollten die Verantwortlichen dazu noch nicht preisgeben, Klar ist, dass der Personenkreis in der Halle streng limitiert wird. Ansonsten werden die Profis für rund fünf Wochen im Leonardo-Hotel unweit des Olympiaparks abgeschottet. So weit die Theorie: „Für mich ist es schwer vorstellbar, dass bei 200 Leuten keiner den Drang verspürt, mal auszubrechen und an der nächsten Ecke eine Cola zu holen“, sagte der Frankfurter Akeem Vargas der „FAZ“.
Und dann sind da auch sportliche Bedenken. Seit dem 8. März ist die BBL unterbrochen. Die Profis haben sich zwar nach den Anweisungen der Athletiktrainer fit gehalten. Von Wettkampfhärte freilich ist man weit entfernt. Beim Turnier hätten die Profis nun aber noch einmal ein stattliches Programm vor sich. Zwar hatten die Verantwortlichen ein Einsehen und setzten nach der Vorrunde, in der der FC Bayern auf das Überraschungsteam aus Crailsheim, Oldenburg, Göttingen und Ulm trifft, nur noch Playoffs mit dem einfachen Modus aus Hin- und Rückspiel an. Den beiden Finalteilnehmern stehen dann aber immer noch zehn Partien in drei Turnierwochen ins Haus. Und zumindest für die Profis des FC Bayern und von Alba Berlin könnte sich der Spaß aus Quarantänehotel und geballtem Sportprogramm im Juli gleich nahtlos fortsetzen. Denn auch die Euroleague hat die Saison noch nicht abgeschrieben. Bis zum 24. Mai will die Königsklasse über ihren Notplan befinden, der vorsieht, auch die ausstehenden sechs Hauptrundenspiele noch auszutragen.
Die Angst vor Überlastung und möglicherweise auch schweren Verletzungen liegt auf der Hand. Auch deshalb hat sich die BBL einen Stichtag am 18. Mai gesetzt, an dem spätestens über das Finalturnier entschieden sein muss. Denn nur so kann man den Profis zumindest eine zweiwöchige Vorbereitungsphase mit Team-Training gewähren. In etwa diesen Zeitraum hatten Experten in den letzten Wochen als Mindestvoraussetzung angesehen. Ob es reicht, wird wohl erst die Praxis zeigen.
Zuerst allerdings hat die Liga nun wohl auch bei ihren Protagonisten Überzeugungsarbeit zu leisten. Nicht zuletzt auch Holz selbst wird das in die Hand nehmen und die Gespräche mit den beunruhigten Spielern suchen. Weil man den Widerstand dann doch lieber ernst nehmen will.