München – Peter Rohlmann kann die Kritik um die vermeintliche Extrawurst für den Profifußball nicht verstehen. Im Interview erklärt der promovierte Gründer des Beratungsbüros PR-Marketing, warum
Herr Rohlmann, was halten Sie von der Diskussion über die vermeintliche Extrawurst für den Profifußball?
Sie beruht auf Vorurteilen, Neid und falschen Grundverständnissen. Der Profifußball ist ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb der Unterhaltungs- und Freizeitbranche. Zudem hat der Sektor stets betont, sämtliche Zusatzkosten, beispielsweise für Tests, auf eigene Rechnung zu tragen und sich bei auftretenden Problemen behördlichen Auflagen zu fügen.
Also keine Extrawurst?
Die insbesondere von Politik-Protagonisten wie Karl Lauterbach angeprangerte Extrawurst für den Fußball kann schon wegen des Gleichheitsgrundsatzes nicht greifen, zum anderen nimmt der Fußball auch bei 25 000 benötigten Tests niemandem etwas weg. Die bislang nicht einmal zur Hälfte genutzte Wochenkapazität lieg bei nahezu einer Million.
Inwieweit ist der Profifußball gesondert von anderen Sportarten wie Handball, Badminton etc zu bewerten?
Bei einem Umsatzvolumen von fünf Milliarden Euro und über 56 000 Beschäftigten ist er die dominierende Sportart und zugleich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Deshalb hat er ähnlich wie andere Wirtschaftszweige ein Anrecht auf eine dosierte Wiederaufnahme seines Geschäftsbetriebes. Zudem haben die Profifußballer ein Grundrecht auf Berufsausübung. Hinzu kommt, dass es nur wenige Branchen gibt, die wie die DFL ein so weitreichendes und durchdachtes Konzept zum Neustart ihres Betriebes vorgelegt haben.
Wie zeigt sich das?
Viele Fußballnationen und auch andere Sportarten wollen das Konzept gerne für sich wollen. Auch ist offensichtlich, dass viele andere Sportarten eher amateurhaft oder breitensportmäßig aufgestellt sind. Denn auch für die große Masse der 150 000 Amateurteams gibt es keine Ausnahme, die Saison ist bekanntlich abgebrochen worden.
Lässt sich der Profifußball mit Blick auf seine wirtschaftliche Bedeutung mit anderen Sektoren gleichstellen?
2010 und 2015 ließ die DFL durch McKinsey volkswirtschaftliche Effekte an gesamtwirtschaftlichen Größen wie Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung oder Beschäftigungsgrad analysieren. Danach beträgt der Anteil des Sports an der Bruttowertschöpfung in Deutschland rund 2,3 Prozent. Der Fußball hat den Löwenanteil mit über 10 Milliarden Euro Wertschöpfung, was etwa 0,3 Prozent entspricht.
Wo steht da im Vergleich?
Der Sport ist von seiner volkswirtschaftlichen Bedeutung etwa gleichauf mit Branchen wie Finanzdienstleistern, Verkehrsgewerbe und Gastronomie. Darüber hinaus tritt der Profifußball als Arbeitgeber und Steuerzahler auf, wie die DFL-Reports belegen.
Interview: José Carlos Menzel López