München – Alle Augen richten sich auf die Bundesliga. Wenn der Zeiger am Samstagnachmittag auf halb vier rückt, steht die Welt kopf. Vor ihren Fernsehgeräten, versteht sich. Von Kanada über die Färöer Inseln bis nach Kirgistan, wo der lokale Sender Setanta Sports überträgt, werden alle nach Live-Fußball dürstenden Fans einschalten und der deutschen Eliteklasse dabei zusehen, wie sie als erste große Liga den Schritt zurück in die Stadien wagt. Das Risiko ist da, die Bühne allerdings auch. Es ist die wohl größte in der Geschichte der Bundesliga und in der Folge auch die bestmögliche Werbung – sofern denn alles läuft wie geplant.
Die Zahlen haben es in sich. Die Geisterspiele, darunter das Revierderby zwischen Dortmund und Schalke am Samstag, werden in über 200 Mitgliedsstaaten der FIFA übertragen. Was die Zuschauerzahlen angeht, erwartet Karl-Heinz Rummenigge Außergewöhnliches: „Wenn die Bundesliga als einzige Liga rund um den Globus im TV übertragen wird, dann gehe ich davon aus, dass wir auf der ganzen Welt ein Milliardenpublikum haben werden“, prognostizierte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern in einem Interview mit der Sport Bild. Die Blaupause, die der Neustart der Bundesliga für England, Spanien & Co. sei, mache „‚Made in Germany’ wieder zu einem Gütesiegel“.
Das sehen sogar die Verantwortlichen der reichsten Liga der Welt so. Die NFL, die mit Hilfe der 32 Franchises im Bereich des American Football zuletzt 16 Milliarden Dollar (14,8 Milliarden Euro) umgesetzt hatte, wird ganz genau hinsehen, wie ihre Soccer-Kollegen auf der anderen Seite des großen Teichs ihr so hochgelobtes Hygienekonzept umsetzen. NFL-Vize Brian McCarthy: „Wir schauen uns an, was klappt, und was wir auf uns übertragen können.“
Umgekehrt heißt das natürlich auch: Die Welt wird auch live dabei sein, wenn etwas schiefläuft. Die Möglichkeit, dass der Spielbetrieb nach wenigen Spieltagen aufgrund einer neuen Infektionswelle erneut eingestellt werden muss, ist schließlich gegeben.
Daran denken die TV-Stationen weltweit aber nicht. Für sie geht es primär darum, sich auf eine der reichweitenstärksten Übertragungen der Fußball-Geschichte einzustellen. In Spanien wird das Comeback der Bundesliga beim Bezahlsender Movistar+ übertragen. Adolfo Barbero kommentiert – und ist bereits jetzt überwältigt. „Ich kann Ihnen versichern, dass ich so ein Interesse an der Bundesliga in 20 Jahren nicht erlebt habe“, meint er. „In der Regel schauen die Menschen hier Bayern, Dortmund und hin und wieder mal Leverkusen. Das war’s. Aber jetzt können die Leute sogar die Partie zwischen Düsseldorf und Paderborn nicht erwarten. Es ist verrückt.“
Und eine Herausforderung. Eine, die nicht die Welt, sondern nur die Bundesliga allein meistern muss. JOSÈ-CARLOS MENZEL LOPEZ