„Die Welt wird nach Corona bewusster sein“

von Redaktion

Handball-Star Romero über spanisches Chaos in der Krise, Angela Merkel und deutsche Tugenden

München – Er war als Spieler absolute Weltklasse, 2005 wurde Iker Romero mit Spanien Weltmeister. Seit 2017 arbeitet der Baske, der mit der früheren deutschen Handballspielerin Laura Steinbach verheiratet ist, als Co-Trainer der TSV Hannover-Burgdorf in der Bundesliga. Ein Umstand, über den er gerade jetzt froh ist, wie der 39-Jährige im Interview erklärte.

Unter normalen Umständen würden sie sich jetzt auf das Saisonende am Wochenende vorbereiten. Wie sieht Ihr Ersatzprogramm aus?

Ich bin grundsätzlich ein sehr positiver Mensch. Ich finde eigentlich in jeder Situation etwas Positives. In diesem Fall ist das einfach. Meine Familie! Meine Frau, meine beiden Kinder – ich verbringe sehr viel Zeit mit ihnen. Natürlich spreche ich auch regelmäßig mit Trainer Carlos Ortega. Wie wir alles weiter angehen. Aber vor allem bin ich jetzt viel bei meiner Familie. Das ist die gute Seite bei all dem Schlechten momentan um uns herum.

Ist das eine Zeit, in der man besonders froh ist, in Deutschland zu sein?

Auf jeden Fall. Ich bin wahnsinnig froh, dass ich mit meiner Familie hier sein kann. Die deutsche Regierung mit Angela Merkel ist sehr klar, man hat das Gefühl, das Land ist auf diese Situation sehr gut vorbereitet, hat die Dinge unter Kontrolle. In Spanien ist es momentan sehr schwierig.

Ihre Familie lebt in Vitoria, im Baskenland.

Ja, meine ganze Familie, viele Freunde leben in Vitoria. Es ist zum Glück niemand krank, aber es ist das totale Chaos. Das ganze Land ist in einem unfassbaren Zustand. Das ist unheimlich traurig.

Welche Bedeutung hat da der Sport?

Es gibt sehr viel Wichtigeres als Sport momentan. Das ist klar. Aber klar ist auch: Der Handball ist mein Leben. Natürlich hoffe ich, dass alles bald besser wird und wir bald weitermachen können.

Denken Sie, dass sich die Szene verändern wird?

In Spanien kommt es bei Vereinen wie Barcelona oder Real Madrid ganz darauf an, ob Fußball gespielt wird. Wenn Fußball gespielt wird, dann läuft auch alles andere. Das wird entscheidend sein, dass wieder Fußball gespielt wird.

Wird die Zeit nach Corona also genauso aussehen wie die Zeit davor?

Nein, das glaube ich nicht. Wie gesagt, ich bin ein positiver Mensch. Ich glaube, dass die Welt sich generell verändern wird. Die Kultur, die Art des Lebens wird anders sein. Bewusster. Man muss sich das ja nur mal überlegen. Da kommt ein kleiner Virus und macht alles kaputt. Das wird Folgen haben.

Haben Sie Angst um den Handball?

Nein, überhaupt nicht. Auch wenn ich glaube, dass sich alles ein bisschen nach unten entwickeln wird. Damit muss man sicher rechnen. Aber ich glaube, vor allem die Bundesliga wird das gut überstehen.

Warum?

Ich denke, ein wichtiger Punkt ist die sehr starke Wirtschaft in Deutschland. Der Handball hat viel Bedeutung hier, sehr viel Geschichte. Und die Bundesliga ist ohnehin die stärkste Liga der Welt. Die besten Spieler kommen hierher. So wie Sander Sagosen, der nach Kiel wechselt. Das ist ein gutes Zeichen. Die Liga wird gut aus dieser Situation herauskommen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass der Abstand größer wird. Wir werden hart dafür arbeiten.

In einer Liga, in der Sie zuletzt mit Hannover den Ton mit angegeben haben. Tut in dieser Saison der Abbruch besonders weh?

Natürlich hätte jeder diese Saison gerne zu Ende gespielt. Aber es nutzt ja nichts. Unter diesen Umständen war es einfach nicht mehr möglich zu spielen, ganz egal wo wir jetzt gestanden sind. Und diese Saison kann der Mannschaft trotzdem keiner nehmen. Da kann man nur gratulieren. Es hat einfach gepasst. Es war eine gute Mischung zwischen jungen und erfahrenen Spielern. Wir haben in vielen kleinen Facetten des Spiels einen Schritt nach vorne gemacht. Im Angriff zum Beispiel mit Morten Olsen oder Timo Kastening war die Qualität höher.

Die TSV Hannover-Burgdorf ist finanziell ja eher in der Mittelklasse der Liga. Sportchef Sören Christophersen sagte kürzlich, dass Spiele ohne Zuschauer für den Verein bald kritisch werden könnten.

Ach, da habe ich überhaupt keine Bedenken. Der Verein macht richtig gute Arbeit. Da habe ich volles Vertrauen. Wir werden alle hart dafür arbeiten, und wir werden das schaffen. Da habe ich überhaupt keine Zweifel. Wir werden das packen.

Interview: Patrick Reichelt

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