Eishockey-Modell 75/25 – ohne München

von Redaktion

In der DEL, in der die Lizenzprüfung beginnt, sollen Spieler flexibel auf Gehalt verzichten

VON GÜNTER KLEIN

München – Was tut sich eigentlich in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL)? In der steht ein wichtiger Termin bevor: Nächste Woche müssen die Clubs ihre Unterlagen einreichen, das Lizenzierungsverfahren beginnt. Es wird von einer Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungskanzlei vorgenommen, die auch in anderen Sportarten tätig ist. Die DEL hat nun aus besagter Kanzlei einen deutlichen Wink bekommen: Mit den alten Zahlen werden die Vereine nicht durchkommen. Die DEL will nun mit einem flexiblen Modell bei den Spielergehältern reagieren – stößt dabei aber auf den erwarteten Widerstand.

Zu vieles ist ungewiss: Kann die DEL im September wieder anfangen? Werden Zuschauer in den Stadien erlaubt sein? Und würden sie, falls ja, in der kalkulierten Zahl kommen oder, je nach Nachrichtenlage, die heute noch nicht abzuschätzen ist, lieber zu Hause bleiben? „Sehenden Auges in etwas reinzulaufen, bei dem wir wissen, es funktioniert nicht, wäre fatal“, sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke.

Ein Modell zur präventiven Krisenbewältigung hat die Liga nun ausgearbeitet. Auf Kurzarbeit zurückzugreifen ist eine Option. Vor allem aber will die DEL die Unplanbarkeiten durch die Formel 75/25 auffangen. Wenn gespielt wird, sollen die Profis sich mit einer Gehaltskürzung einverstanden erklären. 25 Prozent. Durch die Bank. Die große Solidarität. Sollte sich die Einnahmenseite aber positiv gestalten (könnte der Fall sein durch einen Ligensponsor, die Stelle ist vakant – oder es gibt einen Corona-Impfstoff, die Lage entspannt sich), würde das einbehaltene Gehalt anteilig oder komplett ausbezahlt. „Wir wollen keinen über den Tisch ziehen. Kein Gesellschafter würde sich am Entgegenkommen der Spieler bereichern“, versichert Tripcke.

Es wurde viel konferiert unter den 14 Clubs der DEL in den vergangenen Tagen, die Liga hat auch Spieler kontaktiert. Pro Verein saß einer mit am virtuellen Tisch. Wortführer, alle lange dabei: Moritz Müller (Köln), Patrick Reimer (Nürnberg), Alexander Barta (Düsseldorf), für München Patrick Hager. Eine Spielergewerkschaft gibt es im deutschen Eishockey nicht, in den 90er-Jahren hatte sich mal eine gegründet und an die Vertretung der Fußballer angelehnt, sich aber wieder aufgelöst. Das Durchschnittsgehalt in der DEL liegt bei 75 000 Euro pro Saison (netto, dazu kommen Leistungen wie Auto und Wohnung), mehr als 200 000 dürfte niemand verdienen. Aus DEL-Gesellschafterkreisen ist die Klage zu vernehmen, dass die Spieler überwiegend hardlinermäßig agieren würden. Einer, der bei den Konferenzen dabei war, sagt: „Es werden auch hintenrum andere Spieler aufgehetzt.“ Zwingen kann man sie aber nicht, von bestehenden Verträgen abzuweichen. Tripcke: „Unsere einzigen variablen Kosten sind die Gehälter. Deshalb müssen wir von den Fixkosten runter.“ Bei einer Verweigerungshaltung der Spieler befürchtet Tripcke „einen Flächenbrand“.

Nicht gut zu sprechen ist man in Kreisen der DEL-Gesellschafter auf den EHC München. Während die anderen finanziellen Schwergewichte (Mannheim, Köln, Berlin) die Formel 75/25 mittragen wollen, soll bei den Münchnern keine Bereitschaft zu erkennen sein, sich mit dem Thema überhaupt auseinanderzusetzen. Ein Insider: „München will sich keinen Stress mit den Spielern machen. Die Kohle ist von Red Bull ja da.“

EHC-Geschäftsführer Christian Winkler wollte die „DEL-interne Frage nicht kommentieren“.

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