Stiller Abschied vom Rekordschützen

von Redaktion

Handballer Holger Glandorf beendet die Karriere im Corona-Stil

Flensburg/Hamburg – Holger Glandorf pustete kurz durch und kratzte sich verlegen an der Stirn. „Ohne meine Familie, ohne meine Frau und meine Kinder hätte ich das, glaube ich, nie so lange durchgehalten“, sagte der Weltmeister von 2007. Mit glasigen Augen schickte Glandorf einen Handkuss in Richtung seiner Lieben.

Es wurde dann doch noch emotional am Donnerstagabend in der „Hölle Nord“ von Flensburg – obwohl der passende Rahmen zum Ende einer ganz großen Handballkarriere fehlte. Statt von 6300 Zuschauern beim für diesen Tag geplanten letzten Heimspiel der Saison noch einmal frenetisch gefeiert zu werden, sagte Glandorf leise „Tschüss“. Nur seine engen Vertrauten und einige Vereinsvertreter durften in die Arena.

Sein Klub bereitete dem 37-Jährigen und weiteren scheidenden Profis immerhin einen virtuellen Abschied, die Fans konnten die Gesprächsrunde per Livestream verfolgen – eine gelungene Idee. Dabei kündigte Geschäftsführer Dierk Schmäschke an, dass Glandorf in die Hall of Fame der SG aufgenommen wird.

„Da gehörst du rein und das werden wir genau in dem Moment machen, wenn die Halle wieder voll ist“, sagte Schmäschke: „Vor so einer Karriere muss man sich verneigen.“ Schmäschke kündigte auch an, dass es ein Abschiedsspiel für die Nummer 9 geben soll. Wenn es Corona wieder zulässt.

Seit 2011 spielte Glandorf für Flensburg. Mit der SG gewann er zweimal die deutsche Meisterschaft, den Europapokal der Pokalsieger sowie die Champions League.

Sein Debüt in der Bundesliga gab Glandorf 2001 für die HSG Nordhorn, 2009 wechselte er zum TBV Lemgo. Seit März 2018 ist Glandorf zudem bester Feldtorschütze der Bundesliga-Historie, im Sommer soll er bei den Flensburgern in die Geschäftsstelle wechseln.

„Ich durfte eine tolle Zeit im Handball mitmachen und genießen. Wir haben viele Titel gewonnen – ob mit Nordhorn oder Flensburg“, sagte er zuletzt: „Vor allem durfte ich im Handball aber viel erleben, bin unheimlich viel rumgekommen und habe weltweit viele interessante Ecken gesehen.“ Den WM-Titel werde er nie vergessen, gleiches gilt für die Olympischen Spiele 2008 in Peking.

Seine Familie ermöglichte ihm das Verfolgen seiner sportlichen Träume, aber auch die Fans waren wichtig. „Gerade in den schlechten Zeiten mit meinen Verletzungen habt ihr zu mir gehalten und mich unterstützt“, sagte Glandorf: „Vielen Dank für alles.“ Dann war die Karriere des großen Sportlers endgültig beendet.

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