München – Es ist alles anders, und doch bleibt alles wie immer. Als Hansi Flick Freitagmittag das Podium an der Säbener Straße betritt, trägt er einen Mundschutz in den Vereinsfarben und blickt in einen Bildschirm, auf dem Journalisten erscheinen und ihm Fragen stellen. Es geht um Ungewissheit, Angst und auch Verantwortung. Um die neue Bundesliga, die am Samstag nach 69 Tagen in einer Form zurückkehrt, die für alle neu ist. Die Stadien werden leer sein, es darf nun fünf- anstatt dreimal gewechselt werden.
Wenn sich etwas nicht verändert hat, dann sind es die Machtverhältnisse. „Mia san mia“ gilt auch und gerade in Zeiten von Corona. Oder wie Flick es erklärt: „Alles fängt wieder bei Null an, doch wir hoffen, dass wir am Ende mehr Punkte haben als die Gegner.“
Neun Spieltage sind in sechs Wochen zu bewältigen. Flick spricht von einer „Power-Saison“. Von einem „kleinen Turnier“. Die erste Etappe dieser Reise ins Ungewisse bringt seine Mannschaft am Sonntag (18 Uhr bei Sky, aber nicht frei empfangbar) nach Berlin-Oberschöneweide. Im (fast menschenleeren) Stadion An der Alten Försterei hofft Union Berlin, dass der Tabellenführer zumindest mental noch im Homeoffice weilt. Flick erahnt die Gefahren – und warnt seine Kicker eindringlich: „Allein mit fußballerischer Qualität wird es nicht gehen. Wir müssen Mentalität reinbringen.“
Nicht dabei sein werden die nach wie vor verletzten Niklas Süle, Philippe Coutinho und Corentin Tolisso. Auch der Einsatz von Javi Martínez ist fraglich, der Spanier konnte am Freitag lediglich eine Laufeinheit absolvieren. Der Rest sei dagegen bestens vorbereitet auf die neuen Begleitumstände. Um seine Spieler auf die Geisterstimmung in den Stadien einzustellen, hielt Flick Einheiten in der Allianz Arena und dem Stadion am Bayern-Campus ab. Auch die Taktikschulung wurde nicht vernachlässigt. Hierfür schnitten Videoanalysten für die Spieler Sequenzen zusammen, die am Telefon besprochen wurden.
Flick ist zufrieden. Man habe „wirklich gut trainiert“ und sei „vorbereitet“, verspricht er. Er will auch weiterhin „schönen und erfolgreichen Fußball spielen“ lassen. „Das sind wir unseren Fans schuldig, die zu Hause bleiben müssen.“
Mit der klaren Mission, die Bayern zum achten Titel in Folge zu führen, geht Flick in die Rest-Saison. Und mit einer Arbeitserleichterung. Die Maskenpflicht für Trainer während des Spiels wurde von der DFL kurzfristig aufgehoben; es genügt, den Abstand von eineinhalb Metern zu anderen Personen einzuhalten. Einige Trainer hatten sich beschwert, dass der Mundnasenschutz sie in ihrem Wirken an der Seitenlinie und in der Coaching-Zone behindern würde. JOSÉ CARLOS MENZEL LÓPEZ