Berlin – Der Torjubel, der stand ja an diesem Spieltag unter besonderer Beobachtung. Der erste Spieler des FC Bayern, der diese Prüfung bestehen musste, war wenig überraschend Robert Lewandowski. Der Pole ebnete gestern Abend per Foulelfmeter und mit seinem 26. Saisontreffer (40.) den Weg zum Erfolg bei Union Berlin – am Ende stand es nach einem weiteren Tor durch Benjamin Pavard (80.) 2:0 (1:0). Und er jubelte dezent, mit Ellenbogencheck, ohne Umarmung. Also vollkommen korrekt.
Die Bayern konnten froh sein, dass auf ihren Torjäger nach wie vor Verlass ist, denn Kapitän Manuel Neuer stellte treffend fest: „Beim Spiel ohne Zuschauer sind die Minuten ganz schön lang, bis endlich abgepfiffen wird.“ Thomas Müller ergänzte: „Natürlich hat das ein bisschen was von Alte Herren, 19.00 Uhr, Flutlicht-Atmosphäre.“ Nicht dominant wie Borussia Dortmund, sondern mit Luft nach oben zeigte sich der Tabellenführer in der ersten Partie nach der Corona-Pause. „Aber“, führte Neuer fort, „wir nehmen verdient die Punkte mit nach Hause.“ Dass Union Berlin den Gästen das Spiel lange schwer gemacht hatte, war am Ende egal. Der Ball rollt, die Punkte sind in Bayern-Hand, der Vier-Punkte-Vorsprung bleibt. So soll es weitergehen.
Als „okay“ bewertete Thomas Müller das Spiel, dabei hatte Flick beim Re-Start seine A-Elf aufs Feld geschickt. In der Abwehr vertraute er also wie gehabt David Alaba und Jerome Boateng – und nicht dem ebenso fitten Lucas Hernandez. Vor den beiden Sechsern Joshua Kimmich und Thiago sollte Leon Goretzka die Offensivreihe Serge Gnabry, Lewandowski und Müller bedienen. Das allerdings fiel zu Beginn deutlich schwerer als gedacht. Denn Union musste in seinem allerersten Heimspiel gegen den großen FC Bayern zwar auf die Unterstützung der Fans verzichten, kämpfte aber trotzdem um jeden Meter. Auch in Abwesenheit von Trainer Urs Fischer, der wegen eines Trauerfalls fehlte, verteidigte das Team um Neven Subotic geschickt und engagiert. In den Anfangsminuten gingen sogar einige passable Möglichkeiten auf das Konto der Gastgeber.
Die Bayern, bei denen Kingsley Coman auf der Bank saß, mussten sich erst finden. Zwar ließen sie den Ball in den eigenen Reihen kreisen, kamen aber selten zwingend in den Strafraum. Als ein Ball von Müller nach einer Ecke von Kimmich im Netz zappelte, freuten sie sich zu früh. Minutenlang wurde geprüft, ehe der Videoassistent auf Abseits entschied. Knapp, aber korrekt. Müller ärgerte sich hinterher: „Ich habe Gnabry das Tor geklaut.“
Trotzdem wussten die Gäste nun, dass es Mittel und Wege gibt, das clevere 3-4-2-1 zu überwinden. Berlins Keeper Rafal Gikiewicz klärte vor Lewandowski, der über Alphonso Davies und David Alaba sehenswert in Szene gesetzt worden war. Überhaupt wurde es vor allem dann gefährlich, wenn Davies in Schwung kam. Weiterhin passierte das zu selten, die Aktionen waren zu vorhersehbar. Es war nur gut für die Bayern, dass Subotic Goretzka unglücklich im Strafraum traf und Lewandowski den fälligen Strafstoß verwandelte. Sein 40. Tor im 34. Pflichtspiel der Saison übrigens.
Nach der Pause vergab Goretzka nach Hacken-Vorarbeit von Müller, und so hatten die Bayern zwar das Geschehen im Griff, mussten aber um ihre drei Punkte zittern. Als Coman zu seinem 100. Bundesliga-Einsatz eingewechselt wurde, kam noch mal etwas mehr Tempo in die Partie. Zwei Mal scheiterte Gnabry binnen weniger Minuten, die endgültige Entscheidung fiel dann durch Pavard. Die Bayern hatten nicht viele Luft-Zweikämpfe gewonnen, diesen aber schon. Müller sagte: „Neun Spiele sind es zu gehen, acht davon müssen wir gewinnen. Das war heute ein erster Schritt.“ Pavard übrigens jubelte: dezent. Im Geister-Modus.