Musterbeispiel Dortmund

Der Fußball funktioniert

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Am 26. Spieltag der Bundesliga wurde Temperatur gemessen, Abstand gehalten, Mundschutz getragen – und ja, sogar das: Es wurde Fußball gespielt. Das Spiel an sich war in den vergangenen Wochen als Thema in den Hintergrund getreten, andere Fragen wie die nach Ansteckungsgefahr und Konzepten dagegen überlagerten es, zurecht auch. In der Kommunikation der DFL und der Vereine spielte eine Besorgnis um die Güte des Kernprodukts, für das sonst alles getan wird – von der Rasenpflege bis zur Trainingsmethodik – kaum eine Rolle. Es ging darum, dass man spielt. Nicht wie man spielt – was allen Beteiligten eigentlich das Wichtigste ist und worum es im Wettkampf auch geht.

Die Erwartungen an die Partien waren niedrig, doch selbst wenn man sie höher angesetzt hätte, wäre es nicht in der großen Enttäuschung gemündet. Dass die Schalker einen Mist gekickt haben – was sich im Corona-Witz, die Spieler hätten zum Gegner eineinhalb Meter Abstand gehalten, spiegelte –, ist wohl wahr, doch sie waren auch schon am 24. und 25. Spieltag signifikant schlecht und ihr diesmaliger Gegner eben überaus gut. Dortmund war ein treffendes Beispiel, dass nichts verloren gehen muss, wenn man mal eine so lange Pause hat. Der Wiedereinstieg mag sich angefühlt haben wie der Auftakt in eine neue Saison – tatsächlich aber traten eingespielte Mannschaften an, viele von ihnen mit ausgeruhten und genesenen Spielern und in nomineller Best-aufstellung. Der Körper hat ein Muskelgedächtnis, das wissen die Hobbysportler – und für Profis sollte es überhaupt kein Problem sein, wieder in ihr Metier hineinzufinden.

Es könnte sich aus der ungeliebten Situation der Zuschauerlosigkeit und der gedämpften Atmosphäre sogar ein „Kollateralnutzen“ ergeben: Fairerer Umgang miteinander, keine Beeinflussungsspielchen, Respekt vor Entscheidungen des Schiedsrichters – vielleicht bleibt davon was für eine Zeit danach.

Zwischenfazit: Technisch funktioniert der Fußball. Kalt und fad ist er trotzdem.

Guenter.Klein@ovb.net

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