Sinsheim – Das aufgeregte Klopfen in seiner Brust vernahm Bruno Labbadia so deutlich wie sonst. „In meinem Herzen trage ich die Emotionen immer bei mir“, sagte der neue Trainer von Hertha BSC – der den fehlenden Trubel auf den Tribünen bei seinem gelungenen Einstand kaum vermisste: „Ich mache mir das Gefühl selber.“ Und dieses Gefühl war nach dem 3:0 (0:0) bei 1899 Hoffenheim überaus gut.
„Das war ein super Start. Das hat die Mannschaft aber auch wirklich gebraucht“, gab Labbadia nach dem Sieg beim Saison-Restart zu Protokoll: „Ich bin nicht so vermessen und sage, dass jetzt alles klasse ist. Das war ein wichtiger Sieg im Kampf gegen den Abstieg, nicht mehr und nicht weniger. Aber man darf nicht vergessen, was rund um die Mannschaft los war – mit dem ganzen Theater.“
Tatsächlich herrschte bei den Berlinern weder vor noch während der Corona-Pause Ruhe. Sportlich ging es während der Saison stetig bergab, Labbadia steht als vierter Trainer an der Seitenlinie, der Ärger um den Abschied seines Vorgängers Jürgen Klinsmann ist längst nicht verraucht, die Ambitionen des „Big City Clubs“ sorgen nach wie vor für Schlagzeilen, und über den Film des „Videokünstlers“ Salomon Kalou schüttelt ganz Deutschland immer noch den Kopf.
Mittendrin ist Labbadia innerhalb von nur fünf Wochen offensichtlich zum Fels in der Brandung geworden. „Es ist schon einiges passiert in den letzten Wochen mit ihm“, sagte der starke Kapitän Vedad Ibisevic bei Sky: „Trotz all der Umstände, die wir hatten, haben wir mit dem neuen Trainer immer wieder versucht, uns auf Fußball zu konzentrieren. Das ist uns sehr gut gelungen.“
Dieser Ansicht konnten sich die wenigen Beobachter nach dem verdienten Dreier der Berliner beim Geisterspiel in Sinsheim anschließen. Der frühere Hoffenheimer Ibisevic (60.) und Matheus Cunha (74.) trafen für die Hertha, die zuvor nur eine von zwölf Partien gegen die TSG gewonnen hatte. Dazu kam ein Eigentor des Kraichgauer Innenverteidigers Kevin Akpoguma (58.).
Der Erfolg sorgte dafür, dass die auswärtsstarken Berliner (sechs Spiele in der Fremde ohne Niederlage) 31 Punkte auf dem Konto haben. Für Labbadia war es 364 Tage nach seiner bisher letzten Partie als Trainer des VfL Wolfsburg ein perfektes Comeback in der Liga. sid