Hamburg – DHB-Vize Bob Hanning fürchtet „den Anschluss zu verlieren“, Liga-Chef Frank Bohmann „blutet das Herz“: Während die Basketballer ihre Saison nun doch noch beenden, basteln die Handball-Bosse eifrig an ihrem Konzept für den Neustart. Im Kampf um öffentliche Wahrnehmung in Zeiten der Corona-Krise wächst allmählich der Druck, selbst Geisterspiele sind plötzlich wieder ein Thema.
„Wir müssen zwingend im September oder Oktober wieder spielen, um nicht von der Bildfläche zu verschwinden“, sagte Bohmann. Wie alle wünscht er sich für den Restart der seit März pausierenden Liga natürlich Spiele vor Zuschauern. „In allerhöchster Not“, sagt der HBL-Geschäftsführer, müsse man aber auch Geisterspiele durchführen.
Auch Hanning, Vizepräsident des DHB und Geschäftsführer der Füchse Berlin, plädiert für einen schnellstmöglichen Restart. „Geisterspiele machen keinen Spaß, schließlich leben wir emotional und auch wirtschaftlich von unseren Fans“, sagte der 52-Jährige: „Aber um möglichst schnell wieder in einen Wettkampf-Rhythmus zu kommen, sind Geisterspiele zwingend notwendig.“
In der Kölner Ligazentrale laufen momentan die Fäden zusammen, täglich steht Bohmann mit Clubchefs und Funktionären aus Politik und anderen Sportarten im Austausch. Statt um Titel geht es für den Handball in diesen Tagen schließlich um seinen Fortbestand.
„Eigentlich sollte dieser Sommer mit allen seinen Entscheidungen und dem Kampf der Nationalmannschaft um eine Olympiamedaille den Start in ein Jahrzehnt des Handballs markieren, stattdessen kämpfen wir mit allen Mitteln um die Wirtschaftlichkeit unserer Clubs – da blutet mir das Herz“, sagt Bohmann.
Den angepeilten Starttermin im Herbst hält Hanning für richtig, sagt aber auch: „Schon vorher müssen wir Formen finden, um öffentlich im Gespräch zu bleiben. Damit wir den Anschluss zu anderen Sportarten nicht verlieren.“ Keine Sichtbarkeit zu haben sei für den Handball, der für sich gerne Platz zwei der Mannschaftssportarten hinter dem Fußball beansprucht, „alles andere als produktiv für unsere Sportart. Wir müssen jetzt viele richtige Entscheidungen treffen.“
Ähnlich hatte sich zuvor auch Trainer Benjamin Matschke von den Eulen Ludwigshafen geäußert. „Geisterspiele sind nicht schön, aber wir brauchen so schnell wie möglich wieder eine gewisse öffentliche Aufmerksamkeit. Da geht es gar nicht mal um irgendeinen Verein, sondern vielmehr um den gesamten Handball an sich“, sagte Matschke dem „Mannheimer Morgen“.
Die Klubs der HBL hatten ihre Saison im April abgebrochen und sich gegen ein Konzept mit Geisterspielen im Sommer, ähnlich wie es der Basketball umsetzt, entschieden.
„Ich gucke nicht neidisch auf die Basketballer, finde es sogar gut, dass sie ihre Saison zu Ende spielen. Das führt ein Stückchen zur Normalität zurück und kann uns helfen auf dem Weg zu unserem Restart“, sagte Hanning. Auch Bohmann findet die Pläne „super und bewundernswert. Da stecken viel Arbeit und eine Menge finanzieller Mittel drin. Wir können uns einiges von dem Konzept abschauen.“ sid