Knipser an der Konsole

von Redaktion

E-SPORT Fabio Sabbagh, Fußballspieler des SV Heimstetten, überzeugt in „Virtual Bundesliga“

Heimstetten – Natürlich nervt es auch Fabio Sabbagh, dass er seiner größten Leidenschaft derzeit nicht nachgehen kann. Der 22-jährige Mittelfeldspieler des SV Heimstetten schont im Ligabetrieb weder sich selbst noch seine Gegenspieler, wie alleine zehn Gelbe Karten in der aktuell unterbrochenen Regionalliga-Spielzeit 2019/20 belegen. Gemeinsam mit Tim Schels bildet er beim SVH eine „Doppelsechs“, die sich perfekt ergänzt und so das Herzstück des Abstiegskandidaten darstellt.

Seiner zweitgrößten Leidenschaft kann sich Sabbagh wegen der Spielpause momentan umso mehr widmen: Neben seiner aktiven Karriere ist er auch virtuell aktiv – und dabei sogar noch weitaus erfolgreicher als auf dem echten Rasen. Unter dem Online-Pseudonyum „Fifabio97“ zählt er in Reihen der SpVgg Greuther Fürth zu den besten Spielern der „Virtual Bundesliga“, die in der Playstation-Fußball-Simulation „FIFA20“ ausgetragen wird. Und zuletzt konnte sich Sabbagh im Rahmen der „Bundesliga Home Challenge“, die diese entbehrungsreiche Zeit überbrücken sollte, einem größeren Publikum präsentieren. „Echte“ Profis traten dabei gegen E-Sport-Spezialisten an, die Wertung war zweitrangig, der Spaß stand im Vordergrund. Auch für Sabbagh eine willkommene Abwechslung. „Der E-Sport hat ein gewaltiges Potenzial“, erklärt er, „diese schwierige Zeit ist jetzt auch eine riesige Chance, neue Leute zu generieren, auch über die Home Challenge“.

Nach einer exzellenten Ausbildung bei der SpVgg Unterhaching und beim TSV 1860 München ist der gebürtige Münchner mit italienischen Wurzeln ein Beispiel für so viele NLZ-Zöglinge. Für die ganz große Karriere wird es wohl nicht mehr reichen, der Aufwand in der Viertklassigkeit aber hat dennoch wenig mit Breitensport gemein. Im Gegensatz zu vielen Kollegen, die sich vom schmalen Regionalliga-Gehalt neben dem Fußball ein entspanntes Dasein gönnen, ist Sabbagh auf mehreren Feldern aktiv.

Denn auch die E-Sport-Karriere ist für ihn nicht viel mehr als ein Hobby neben seinem Lehramtsstudium in Mathematik und Sport. Noch könne er alle drei Bereiche gut unter einen Hut bringen, betont Sabbagh. Mehr noch: Er profitiere sogar davon. „In Stresssituationen“ etwa, erklärt er, könne „man vom Zocken an der Konsole schon auch in den realen Fußball mitnehmen, die Ruhe zu bewahren“. Umgekehrt nutze ihm seine Erfahrung als Aktiver in puncto „Spielverständnis und Antizipation“. Prioritäten hat er dabei keine, er habe „von Anfang an gesagt, dass ich wegen dem E-Sport nicht auf meine aktive Karriere verzichten will, das lässt sich schon miteinander verbinden“. Die Ziele sind hierbei so klar definiert wie unterschiedlich: „Mit Heimstetten“, so der 22-Jährige, wolle er „auf jeden Fall die Klasse halten und auch nächste Saison in der Regionalliga spielen“. Und an der Konsole möchte sich Sabbagh weiter in der deutschen Elite etablieren.

Während er allerdings an der Playstation derzeit fleißig trainieren kann und sein Niveau so weiter anhebt, ist die aktive Karriere momentan auf individuelle Läufe beschränkt. „Der Ball am Fuß“ fehle ihm „mehr als alles andere“, erklärt Sabbagh, wann er jedoch wieder auf den Platz zurückkehren kann, ist weiterhin nicht absehbar. „Im E-Sport“ dagegen, räumt er ein, seien seine „Verdienstmöglichkeiten zuletzt ziemlich gestiegen“, er wolle sich jedoch keinesfalls festlegen. Er sei „realistisch genug“, so Sabbagh, „um meine Möglichkeiten ganz gut einschätzen zu können“. Wenn man jedoch, wie er, „jahrelang auf das Ziel hingearbeitet hat, Profi zu werden, dann möchte ich mir das auch so lange offenhalten, wie es noch möglich ist“. Etwaige Anfragen von Drittligisten etwa „würde ich mir schon anhören“, er sei aber „auch so ziemlich zufrieden mit meinem derzeitigen Leben“.

Auch wenn ihm „zurzeit außer ein bisschen kicken im Garten mit der Familie“ die Arbeit mit dem Ball verwehrt bleibt. Natürlich, betont Sabbagh, „vermisse ich das Training, die Spiele und meine Teamkollegen“, er aber sei „in dieser Zeit sehr produktiv“ gewesen und habe dadurch im E-Sport einen Riesenschritt gemacht. Kein schlechter Zeitpunkt dafür. Wenngleich auch Sabbagh bekennt, dass „der E-Sport den echten Fußball nie wird ersetzen können“.

MATHIAS HORNER

Artikel 8 von 11