München – Deutsche Eishockey-Liga (DEL) und Deutsche Eishockey-Liga 2 (DEL2), die gelegentlich als Widersacher wahrgenommen werden, leben unter einem Dach, sie teilen sich ein schönes rundes Büro im Gewerbegebiet von Neuss in Nordrhein-Westfalen. Und manchmal bekommen sie es hin, ihre Aktionen zu koordinieren. Wie gestern: Um 11.00 Uhr meldete die DEL2, um 11.02 Uhr die große DEL: „Lizenzprüfungsverfahren gestartet. Alle 14 Clubs reichen ihre unterlagen ein.“ Meldungen, die nach „Alles wie immer“ klingen, nach jährlicher Routine.
Am Sonntag war Abgabeschluss, nun wird mit Hilfe einer Düsseldorfer Kanzlei gecheckt, ob alle Vereine auch das ihren Unterlagen beigefügt haben, was als fundamental erachtet wird für eine Saison 2020/21, deren Start und Verlauf aufgrund der Corona-Krise jetzt nicht abzusehen ist. Eine Mehrheit der Gesellschafter in der DEL hatte sich auf aufschiebende Klauseln bei neuen Spielerverträgen verständigt, bereits bestehende Arbeitsverhältnissen sollen um Vereinbarungen auf Gehaltsverzicht (bis zu 25 Prozent) und Kurzarbeit ergänzt werden.
Einschnitte wie noch nie – und das vor einer Saison, die DEL und DEL2 endgültig zusammenführen wird. Denn an der Vereinbarung, dass es einen sportlichen Auf- und Abstieg zwischen den beiden Ligen geben soll, ist trotz der Umstände nicht zu rütteln.
Allerdings ist die Anzahl der Interessenten am Aufstieg in die DEL überschaubar. Schon jetzt musste man, um 2021/22 oben dabei zu sein, den Hut in den Ring werfen. Getan haben das von den Zweitligisten die Löwen Frankfurt, Kassel Huskies und Bietigheim Steelers. Wird einer von ihnen sportlicher Meister in der DEL2, hat er das Aufstiegsrecht. Gewinnt ein anderer Verein die DEL2-Playoffs 2021, hat sich aber nicht 2020 bereits um einen Platz in der höchsten Liga beworben, kann er auch nicht aufsteigen.
Am dringlichsten nach oben will Frankfurt, das sich – Sportdirektor ist der Tölzer Franz Fritzmeier junior – für 2020/21 beworben hat, falls in der DEL ein Nachrücker gesucht wird. Am Flughafen soll Europas größte Halle entstehen („The Dome“), mit 22 000 Plätzen für Eishockey.
Wird in der DEL was frei? Ausgeschlossen ist das nicht. Bereits vor einem Jahr galten die Krefeld Pinguine als Wackelkandidat, was vor allem an ihrem unsteten Investor Michail Ponomarew lag. Der ist nun ausgeschieden, die KEV Pinguine Eishockey GmbH wurde neu strukturiert, Hauptgesellschafter ist die erst im Februar gegründete „Save’s AG“ aus Lugano, Schweiz. Deren erste große Personalentscheidung: Vereinsidol Daniel Pietta soll trotz eines noch bis 2025 laufen Vertrags gehen. Der neue Coach Glen Hanlon ist ein zuletzt in Ungarn gestrandeter Ex-NHL-Trainer. Aufbruch fühlt sich anders an.