Es gibt so Dinge, die können nicht mehr schief gehen, und hangelt man sich da an der Saison des FC Bayern entlang, kommt man schnell zu jenem Abend Ende Februar in London. Die feierliche Kugelschreiber-Übergabe von Karl-Heinz Rummenigge an Hansi Flick war eine Art Vorentscheidung auf der Trainerposition, der Ball lag ab da bis zur Unterschrift knapp zwei Monate später auf dem Elfmeterpunkt. Und genauso verhält es sich seit gestern Abend um 20:21 Uhr mit der Meisterschaft. Auch wenn die Bayern selbst es natürlich so nicht aussprechen wollen: Man kann ihnen nach dem Sieg gegen den BVB zur achten Meisterschaft in Serie gratulieren.
Aus sportlicher Sicht ist dieser voraussichtliche Titel vollkommen verdient. So spannend und teils kurios die Tabelle Anfang der Saison auch war – als Bayern Dortmund im Hinspiel mit 4:0 besiegte, stand Mönchengladbach ganz oben –, am Ende hat sich die größte Qualität wieder durchgesetzt. Man kann natürlich darüber nachdenken, wie es gelaufen wäre, hätte nicht Flick das Team im Herbst übernommen, sondern Nico Kovac weiter an der Seitenlinie gestanden. Wäre die Herbstkrise überwunden worden? Wären Thomas Müller und Jerome Boateng – heute treibende Meister-Kräfte – überhaupt noch Spieler des FC Bayern? Wie viele Neben-Schauplätze hätte es gegeben? Aber all das interessiert nicht mehr. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass diese Bayern an einzelnen Tagen zu besiegen sind, in einer ganzen Saison aber nicht. Die Dominanz ist und bleibt erdrückend.
Für den Corona-Meister in spe ist die Situation nun Luxus ist, für die Liga im Notfall-Modus leider das Gegenteil. Die ersten Geisterspieltage – und vor allem das Interesse am gestrigen Gipfel – haben gezeigt, was möglich gewesen wäre, wäre das Rennen um den Titel nicht schon sechs Spieltage vor dem Ende so gut wie entschieden. Die Fußballfans hätten Lust gehabt auf Spannung bis zum Schluss. Der BVB auch. Aber die Bayern halt nicht. Und die geben hierzulande den Ton an.
Hanna.Raif@ovb.net