München – Einer der Wechsel, die es in der bisherigen Eishockey-Transferperiode gegeben hat: Der deutsch-amerikanische Stürmer Mark Zengerle, 31, verließ die Fischtown Pinguins Bremerhaven und schloss sich den Eisbären Berlin an. Ein ziemlich logischer Schritt: Zengerle gehörte zur Heerschar nordamerikanischer Profis, die es nicht nach ganz oben, in die NHL, schaffen, da wird ein Engagement in Europa attraktiver. 2018 holte ihn Bremerhaven – Zengerles Nachname deutet die deutsche Abstammung ja schon an; er konnte außerhalb des Import-Kontingents (elf Stellen pro Verein) spielen. In Berlin wird er besser verdienen können als in „Fischtown“.
Doch lange bevor Mark Zengerle seinen Dienst bei den Eisbären antritt, ist er für seinen neuen Club zum Ärgernis geworden. Weil nicht verborgen blieb, was er am Pfingstwochenende über Social Media zur politischen Lage in den USA zum Besten gab. Sein finaler Beitrag war ein „Thank you Mr President“ als Kommentar zur Ankündigung Donald Trumps, die Antifa zur terroristischen Organisation zu erklären. Die Eishockey-Prominenz aus der NHL hatte sich durch die Bank anders positioniert und sich dem Gedenken an George Floyd angeschlossen. Dazu kommt: Der Berliner Eisbären-Anhang definiert sich als antifaschistisch, im Wellblechpalast, wo Zengerle trainieren wird, wenn seine Zeit in Berlin tatsächlich beginnt, steht auf der Sprecherkabine: „Antifa is here.“ Hält Zengerle die eigenen Fans für Terroristen?
Die Debatte darum spielte sich nicht nur in der Twitter-Blase ab, die Geschichte um weitere Tweets von Zengerle zog ihre Kreise, sodass die Eisbären Berlin sich gezwungen sahen, eine Pressemitteilung zu veröffentlichen: „Im Zusammenhang mit den Vorfällen in den USA . . . äußerte bzw. unterstützte der neue Eisbären-Stürmer Mark Zengerle mehrfach Nachrichten, die nicht die Weltoffenheit, das Geschichtsbewusstsein und die Werte der Eisbären Berlin widerspiegeln. Zengerle hat diese Meinungsäußerungen gelöscht.“
Von Sportdirektor Stephane Richer seien ihm die „ethischen Grundwerte“ des Clubs und seines Besitzers, der Anschutz Entertainment Group in Los Angeles, dargelegt worden. Zengerle wird zitiert: „Das war alles ein großes Missverständnis. Es tut mir sehr leid, was ich damit angerichtet habe. Ich bin nicht diese Person. Ich will einfach, dass die Unruhen aufhören, dass die Gewalt ein Ende findet und auch der Rassismus!“
Die Eisbären kündigten an, das Team müsse in der Vorbereitung auf die kommende Saison „mehrere kleine Geschichtsstunden absolvieren. Ziel dieser wird es sein, die „besondere Geschichte der Eisbären Berlin, aber auch der Bundesrepublik Deutschland ausführlich zu erklären und die Eishockeyspieler dafür zu sensibilisieren, an welchem besonderen Ort sie in der neuen Spielzeit dem Puck nachjagen.“ GÜNTER KLEIN