Wut auf Trump, Aufruf zum Frieden

von Redaktion

Wie der Sport weltweit auf Gewalt und Proteste in den USA reagiert – Kritische US-Ikonen

Berlin – Die ungezähmte Wut auf den „gestörten Idioten“ Donald Trump entlud sich in einer gnadenlosen Abrechnung. „Trump spaltet nicht nur, er ist ein Zerstörer“, schimpfte Gregg Popovich, Nationaltrainer der US-Basketballer und Star-Coach der San Antonio Spurs im Nachrichtenmagazin „The Nation“: „Er ist ein Feigling. Er frisst dich lebendig, wenn es ihm nutzt. Man sollte ihn einfach ignorieren. Er kann die Lage nicht verbessern, denn er ist, was er ist: Ein gestörter Idiot.“

Die USA brennen. Eine Woche nach dem Tod des Afro-Amerikaners George Floyd durch Polizeigewalt ist das Land von teils gewaltsamen Protesten überzogen, Dutzende Städte verhängten nächtliche Ausgangssperren. Und der Sport? Er schaltet sich ein – mit Systemkritik und Solidarität, aber auch Aufrufen zum Frieden und zur Einigkeit.

„Wir haben genug“, sagte die „zutiefst betrübte“ und „schlichtweg wütende“ NBA-Ikone Michael Jordan. Basketball-Legende Kareem Abdul-Jabbar sprach von „schrecklichen Zeiten“ und warb für ein besseres Miteinander: „Geht raus in eure Gemeinden, lernt einander kennen und verstehen.“ Golf-Star Tiger Woods schrieb bei Twitter eine vergleichbare Botschaft: „Wir können unsere Argumente vorbringen, ohne die Stadtviertel, in denen wir leben, zu verbrennen.“ Er hoffe, „dass wir durch konstruktive, ehrliche Gespräche eine sicherere, geeinte Gesellschaft aufbauen können.“

Dass Worte wie diese nicht vom US-Präsidenten kommen, ist einer der großen Vorwürfe, die Popovich Trump macht. „Ohne Führung und ohne Verständnis für das Problem wird sich nie etwas ändern“, sagte er: „Wenn Trump ein Gehirn hätte, auch wenn es zu 99 Prozent zynisch wäre, würde er etwas sagen, um das Volk wieder zu vereinen. Aber es interessiert ihn nicht, Menschen zusammenzubringen.“

Wohin die jüngste Eskalation gesellschaftlich führt, ist unklar. Fest steht dagegen: Die Wucht der weltweiten Reaktionen auf Floyds Tod, begleitet von öffentlichkeitswirksamen Aktionen von Sportstars wie Lewis Hamilton, Profis der Fußball-Bundesliga oder Clubs wie dem FC Liverpool, hat bereits ein Umdenken eingeleitet. Mehrere US-Sportverbände solidarisierten sich mit der „BlackLivesMatter“ (Schwarze Leben zählen)-Bewegung. Einige begleiteten ihre Statements mit Selbstkritik. Der US-Radsportverband etwa schrieb: „Wir verstehen, dass wir ein Teil des Problems der Ungleichheit sind.“

Der amerikanische Fußball-Nationalspieler Tyler Adams von RB Leipzig hat sich den Protesten nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd angeschlossen. Als Afroamerikaner, der tagein, tagaus stolz darauf sei, Amerika im Spiel der Welt zu vertreten, sei er traurig und frustriert, schrieb Adams auf Instagram. Daneben veröffentlichte er ein Bild von Fußballschuhen mit der Aufschrift „Black Lives Matter“. Er schrieb: „Für immer eine Nation, ein Team. Auf und neben dem Spielfeld.“

Schalkes US-Amerikaner Weston McKennie will seinen Protest gegen Polizeigewalt und Rassismus fortsetzen. Er werde dem getöteten George Floyd weiter „meine Anerkennung zollen“, sagte er dem US-Magazin Forbes: „Wenn ich die Konsequenzen dafür tragen muss, dass ich meine Meinung äußere, meine Gefühle äußere, für das aufstehe, an das ich glaube, dann muss ich das tun.“ McKennie weiter: „Es wäre großartig zu sehen, wenn auch weiße Fußballer demnächst mitmachen und auf dem Feld ein Zeichen setzen“, sagte er bei Sport1: „Niemand sollte sich davor scheuen, seine Stimme zu erheben. Es ist nämlich völlig egal, ob Weißer oder Schwarzer – die Botschaft bleibt die gleiche.“ McKennie berichtete, dass Schiedsrichter Felix Zwayer ihn während des Spiels am Samstag aufgefordert habe, die Armbinde mit der Aufschrift „Justice for George“ abzunehmen. Er habe sich geweigert. „Die Liga predigt immer: Sag Nein zu Rassismus.“ Die FIFA forderte die nationalen Verbände auf, bei einer Sanktionierung „gesunden Menschenverstand“ walten zu lassen.

Die Anteilnahme des Sports endet aber nicht mit Lippenbekenntnissen. Ex-Boxweltmeister Floyd Mayweather, der in 50 Profikämpfen ungeschlagen blieb und ein Vermögen machte, will die Bestattungskosten für den verstorbenen Floyd tragen. Die Familie des Opfers soll auf das Angebot eingegangen sein. Die Beerdigung von George Floyd ist am 9. Juni in Houston geplant. Zuvor soll es Trauerzeremonien geben. sid/mm

Artikel 1 von 11