37 von 82 Spielen hat die Fußball-Bundesliga hinter sich gebracht, es ist also schon fast Halbzeit im „Sonderspielbetrieb“, der das Leben des Profibetriebs retten soll. Und wie durch ein Wunder: Seit der Ball wieder rollt, ist nichts mehr zu hören von positiven Tests und Corona-Neuinfektionen, die Zerrungen, muskulären Probleme und der Kapselriss haben sich die medizinische Hoheit über ihren Fußball zurückgeholt. „Magen-Darm“ oder „grippaler Infekt“ liest man gar nicht mehr, denn das ließe ja aufhorchen und die Gedanken in eine andere Richtung gehen. Aber daran war nicht zu zweifeln gewesen: Die Deutsche Fußball Liga wird ihr Geschäft und die Restsaison durchziehen, gnadenlos. Dass sie keine neuen Corona-Fälle meldet, muss nicht bedeuten, dass sie keine hat. Dieses Türchen in der Kommunikation hat sie sich in ihrem Hygienekonzept offengelassen.
Wichtig scheint dem Profifußball derzeit zu sein, dass er gegenüber Öffentlichkeit und Politik als Partner dasteht, der seinen Teil der Vereinbarung, sein Konzept, einhält. Doch er erweckt den Eindruck, als wolle er das vor allem über den schönen Schein erreichen, indem er im Stadion vor Fernsehkameras die Reinheits-Show zelebriert mit gedämpftem Torjubel, korrekt geschützten Ersatzspielern und Interviews über die lange Mikrofonangel. Dass er das Konzept, das die Grundlage dafür ist, dass seit drei Wochen wieder gespielt werden darf, lebt, dass er es überhaupt verstanden hat, muss bezweifelt werden, wenn man sieht, mit welcher Leichtigkeit Borussia Dortmund über die Friseur-Geschichte seiner Spieler hinweggeht. Selbst wenn dort die fürs Haarschneidegeschäft angeordneten Regeln eingehalten wurden – derzeit sind Bundesligaspielern solche Kontakte eben einfach untersagt. Sicher: eine Einschränkung. Allerdings: vorübergehend und in einem hochprivilegierten Leben.
Man kann der Meinung sein, dass es albern oder aufgrund der sinkenden Fallzahlen unangebracht ist, Fußballer vom öffentlichen Leben auszuschließen, doch dann möge man das Hygienekonzept halt überarbeiten und der Politik und den Gesundheitsämtern zur Neugenehmigung vorlegen. Wenn man Verstöße einfach weglächelt, zeigt man vor allem, dass man die Vereinbarungen nicht ernst nimmt und sich den eigentlichen Entscheidern überlegen fühlt. Alles wie vor der Krise.
Guenter.Klein@ovb.net