München – Seit gestern ist die Sache also zumindest schon einmal mit ein bisschen Leben erfüllt. Die ersten Mannschaften zogen ins Quarantänehotel Leonardo Royal ein. Bis dann am Samstag (16.30 Uhr) mit dem Auftaktspiel zwischen der BG Göttingen und den Crailsheim Merlins und dem anschließenden ersten Auftritt des FC Bayern gegen Ulm (20.30 Uhr) endgültig der Sport das Zepter beim Finalturnier um die deutsche Basketballmeisterschaft übernimmt.
Wirkliche Entspannung wird sich bei den Architekten des ungewöhnlichen Saisonfinales noch nicht einstellen. Auch bei BBL-Chef Stefan Holz nicht. „Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass unser Konzept keine hundertprozentige Sicherheit vor Infektionen gewähren kann“, sagte er, „das Turnier hat noch nicht mal angefangen, wir sind noch nicht am Ziel.“
Aufsehen erregte das Konzept immerhin. Die NBA interessierte sich dafür, auch Israels Basketball-Liga, die den Betrieb ebenfalls wieder aufnehmen will. Und doch steht es jetzt für drei Wochen auf dem Prüfstand, was die BBL vor rund einem Monat auf 42 Seiten erarbeitete. In einem Papier, das vor allem auf der Idee basiert, dass sich die besten Basketballer des Landes mit strikten Hygienevorgaben (u.a. mehrfach am Tag duschen) in einem annähernd geschlossenen System zwischen Hotel, Trainings- und Spielhalle bewegen. Spaziergänge in Dreiergruppen im nahen Olympiapark sind erlaubt, solange soziale Kontakte vermieden werden – das war´s dann auch schon. Das könnte dann doch gewisse Härten mit sich bringen, wie Bayern-Kapitän Danilo Barthel ahnt: „Ich hoffe, jeder hat sich da seinen Weg überlegt für diese Zeit.“
Wohl wissend, dass das Turnier große Prestigesache ist. Gerade für seinen Verein, dessen Chef Herbert Hainer gerade noch einmal betonte, dass er Basketball „noch salonfähiger machen will“. Die Bayern holten für die Organisation des Final-10 nahezu die komplette Belegschaft aus der Kurzarbeit zurück. Ein Aufwand, den der Verein, der ganz gegen den Trend der Zeit am Freitag mit dem Finanztechnologie-Unternehmen Wirecard auch noch einen neuen Geldgeber präsentierte, natürlich gerne mit der dritten Meisterschaft in Folge garnieren würde. Auch ohne Greg Monroe, der aus privaten Gründen zu Hause in New Orleans blieb. Die zunächst angedachte Fortsetzung der Euroleague hätte der Center-Star wohl mitgemacht, den Showdown um den BBL-Titel nun aber nicht. „Es bringt nichts, wenn er mit dem Kopf nicht hier ist“, sagte Bayerns Basketball-Geschäftsführer Marko Pesic. Nun ist das Kapitel des früheren NBA-Stars im Audi Dome wohl Vergangenheit. Denn auch eine Rückkehr in der kommenden Saison ist unwahrscheinlich.
Aber auch ohne Monroe und den verletzten Nihad Djedovic will niemand ernsthaft zweifeln, dass die Bayern immer noch die Qualität und die Tiefe haben, um dem zweiten Topfavoriten Alba Berlin am 28. Juni die Hoffhung auf die zweite Trophäe der Saison nach dem Pokalsieg streitig zu machen. In den vergangenen Tagen hatte ja so manch ein Experte gemutmaßt, dass vor allem das auf Hin- und Rückspiel beschränkte Playoff-Format die Tür für Überraschungen öffnen könnte. Aber nicht zuletzt Liga-Präsident Alexander Reil, der mit seinen Riesen Ludwigsburg als Tabellenzweiter der große Lichtblick der bisherigen Saison gewesen war, will daran nicht wirklich glauben: „Ich denke, am Ende, werden sich die Favoriten schon durchsetzen.“