Es begann auf roter Asche

von Redaktion

Die Frauen-Fußballabteilung des FC Bayern feiert am Sonntag 50-jähriges Jubiläum

VON CHRISTIAN STÜWE

München – Als Lydia Köhl 1973 von Wacker München zum FC Bayern wechselte, war die Frauen-Abteilung noch jung. Das offizielle Gründungsdatum ist der 7. Juni 1970. Am Sonntag, wenn die aktuelle Mannschaft im Auswärtsspiel bei Turbine Potsdam (14 Uhr) den nächsten Schritt zur Champions-League-Qualifikation machen will, jährt sich der Tag zum 50. Mal. Bis Ende 1970 war Frauenfußball in Deutschland durch den DFB verboten, beim FC Bayern fiel der Startschuss schon einige Monate vor der Aufhebung des Verbots.

Los ging es mit einer Spielerinnensichtung, die neu zusammengestellte Mannschaft um Spielerinnen wie Kapitänin Olga Schütt und Maria Meissner war sofort erfolgreich und gewann die Bayerische Meisterschaft. Zwischen 1974 und 1985 standen die Bayern-Frauen dann fünfmal im Finale um die Deutsche Meisterschaft. „Das war die erfolgreiche Zeit damals. Das hat sich jetzt ja wiederholt“, sagt Köhl und spielt damit auf die Meisterschaften 2015 und 2016 und den DFB-Pokalgewinn 2012 unter Trainer Thomas Wörle an.

Köhl hütete in vier Endspielen das Tor, 1976 konnte durch ein 4:2 nach Verlängerung gegen Tennis Borussia Berlin der Titel gewonnen werden. Doris Niederlöhner erzielte zwei Tore, Inge Mayerhofer und Monika Schmidt, die als einzige Spielerin alle fünf Endspiele bestritt, steuerten die weiteren Treffer bei.

Alle Spielerinnen waren damals berufstätig, trainiert wurde abends. In der Meistersaison dreimal die Woche, dazu trafen sich die Spielerinnen teilweise noch privat zum Kicken. „Wir waren alle fußballverrückt“, erzählt Torfrau Köhl.

Natürlich stand die Frauen-Mannschaft in den 70er-Jahren trotz ihrer Erfolge im Schatten des großen Männer-Teams um Spieler wie Franz Beckenbauer, Sepp Maier oder Gerd Müller. Während die Profis an der Säbener Straße tagsüber auf dem Rasen trainierten, mussten die Frauen ihre Einheiten auf roter Asche absolvieren. Zu den Auswärtsspielen wurde teilweise in Fahrgemeinschaften mit eigenen Autos gefahren. Bei den Meisterschaftsendspielen war dies aber anders. „Wir sind mit dem Bus gefahren, teilweise auch geflogen. Wir haben schöne Hotels und gutes Essen gehabt. Da sind wir schon damals verwöhnt worden vom Verein“, erinnert sich Köhl. Schwieriger wurde es in den folgenden Jahren. Natürlich hätte der FC Bayern die Mittel gehabt, um eine Top-Mannschaft zusammenzustellen, das Interesse im Verein war aber nicht da.

Ehrenamtlich leitete Lydia Köhl die Frauen-Abteilung von 1983 bis 1995, die Mannschaft stieg 1992 in die Bayernliga ab. Den Startschuss zur Rückkehr in die nationale Spitze gab 1999 Franz Beckenbauer. Der „Kaiser“ stockte als Präsident des FC Bayern den Etat von 50 000 Mark auf 300 000 Mark auf, im Jahr darauf stiegen die Bayern-Frauen in die Bundesliga auf. Den Posten der Abteilungsleiterin hatte Köhl damals schon an Karin Danner weitergegeben, die den Bayern-Frauen bis heute vorsteht.

Danner selbst kam 1977 als Spielerin zum FC Bayern, der erste Kontakt entstand bei einem Hallenturnier. „Das Mädel ist aufgefallen, weil sie eine begnadete Fußballerin war“, erzählt Köhl. Fortan schrieben sich die beiden Frauen, die fast die komplette Ära des Frauenfußballs beim FC Bayern geprägt haben, Briefe und telefonierten, ehe Danner dann schließlich nach München kam.

Für die nächsten Jahre hat Danner ehrgeizige Pläne, der FC Bayern will national wie international voll angreifen. Lydia Köhl, die die Spiele der Bayern-Frauen im Campus-Stadion regelmäßig verfolgt, traut der aktuellen Mannschaft einiges zu. „Da wird was richtig Gutes draus“, glaubt sie.

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